Mit dem Flusskreuzer Mekong Island im Süden von Laos
Das schnellste was sich im Süden von Laos bewegt sind die Wasserfälle Somphamit und Khon Phapeng. Ansonsten scheint sich das Leben am Mekong wie eh und je gemächlich abzuspielen. Unterwegs auf Buddhas ruhigem Fluss mit dem Kabinenschiff Mekong Islands von Lernidee.
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Hey, wir sind Annett und Mario. Seit vielen Jahren arbeiten wir als Fotografen und Reisejournalisten. Unsere Schwerpunkte: Südostasien, Balkan und Camping. Du findest unsere Reportagen und Fotos in der GEO, Stern, Spiegel, GEOSaison und in Bildbänden.
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Bloß kein Stress: Müßiggang versus Mehrwert
Herr Janthi freut sich über seinen Fang. Vier Karpfen, ein Barsch und ein glitschiger Mekongwels zappeln wild im Boot herum. Jeden Tag, kurz vor Sonnenuntergang, zieht der 49-Jährige mit seinem Sohn Joy das feinmaschige Netz aus dem Wasser. „Vor ein paar Jahren haben wir hier noch etwas mehr gefangen“, erzählt der Fischer, „aber wir wollen uns nicht beschweren. Es reicht zum Leben.“ So sind sie, die Laoten. Wenn es reicht, okay. Alles andere macht nur unnötig Stress – Müßiggang versus Mehrwert. Trotz Billigimporten aus China, der Beschallung mit Thai-Pop und Doku-Soaps im Fernsehen konnte die laotische Bevölkerung weitestgehend ihre Identität bewahren. Es heißt nicht umsonst: die Vietnamesen pflanzen den Reis, die Laoten schauen zu wie er wächst und die Kambodschaner ernten ihn. Fischer Janthi baute hier vor 24 Jahren sein Haus und gründete eine Familie. „Zu der Zeit war die neue Asphaltstraße 14 A noch eine schmale Staubpiste“, erinnert sich Herr Janthi, „und an Touristen wie ihr, die mit einem Kreuzfahrtschiff den Mekong bereisen, war überhaupt nicht zu denken.“
„Das Wasser fließt in tausend Windungen und kehrt doch ins große Meer zurück.“
Chinesisches Sprichwort




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Pakse – Handelszentrum im Vierländereck
Unsere Schiffsreise begann im tiefen Süden in der Kleinstadt Pakse, dem Verwaltungszentrum der Champasak-Provinz. Ein für laotische Verhältnisse quirliger Ort, der in den letzten Jahren, seit Fertigstellung der Lao-Nippon-Brücke über den Mekong im Jahr 2000, einen überschaubaren Aufschwung erlebt. Seitdem wuchs die Einwohnerzahl in den sechsstelligen Bereich mit steigender Tendenz. Pakse profitiert stark vom Grenzverkehr mit dem 46 Kilometer entfernten großen Nachbarn Thailand. Auch Kambodscha und Vietnam festigen ihren Einfluss rücken in dem Vierländereck wirtschaftlich und auf diplomatischer Ebene enger zusammen. Der Handel auf den Märkten blüht – nicht immer mit legalen Waren. Am Xe-Don-Fluss, unterhalb der Klosteranlage Wat Luang, lag unser Zuhause für die nächsten vier Tage vor Anker. Ein Ort, der für den Beginn einer Reise auf dem Mekong nicht besser sein könnte. Mit Buddhas Segen konnten wir den Anker lichten.

Jetzt ist das Boutique-Schiff „Mekong Islands“ mit elf geräumigen Kabinen, einer kleinen Bar und Sonnendeck mit Liegestühlen, 12 Besatzungsmitgliedern, dem Reiseleiter und 12 Touristen auf Kurs nach Champasak zum Khmer-Tempel Wat Phou und weiter nach Si Phan Don (si = Vier, phan = Eintausend, don = Insel). Eine Wasserwelt aus steilen Felsen, Inseln und tosenden Wasserfällen am südlichsten Zipfel in Laos, die eine natürliche Barriere für eine durchgängige Schiffbarkeit des Mekong bildet.


Ein Robenträger auf Dienstreise
Für die erste Übernachtung hat unser Teakholz-Liner im Dorf Hung Noi ganz in der Nähe von Herrn Janthis Haus angelegt. Am Ufer ein paar eingezäunte Gemüsefelder, hier wachsen Salat, Bohnen, Minze, Kinder seifen im Mekong ihren Mischlingshund ein, daneben ein paar Frauen bei der Abendwäsche, Männer flicken ihre Netze, dazu trinkt man schon mal gern ein Schlückchen Lao Lao, den klaren Selbstgebrannten aus Reis.


Landgang zum Wat Phun Noi. Wir keuchen 280 Steinstufen nach oben. Die Sonne verkriecht sich gerade hinter dem Berg Nang Malong, das macht den Aufstieg etwas erträglicher. „Nicht die heilige Anlage, sondern der Ausblick auf den Mekong ist das eigentliche Highlight“, macht uns Kreuzfahrtdirektor und Landeskenner Benedikt, der nur kurz Mister Ben genannt werden möchte, den Trip schmackhaft. In der Tempelanlage lebt nur noch ein Mönch, der den Dorfbewohnern von Hung Noi den geistigen Beistand gibt. Der Robenträger befindet sich aber gerade auf Dienstreise. Derweil präpariert seine Haushälterin Opfergaben aus Frangipani-Blüten und Bananenblättern für den Altar. Mister Ben hat nicht übertrieben. Die Aussicht ist fantastisch. Der Mekong fließt ruhig und spiegelglatt, nur ein paar kleine Inseln ragen aus der grünschimmernden Wasseroberfläche bis er im Dunst der weiten Ebene verschwindet.


Dschungelkonzert zum Dinner
Langsam bricht die Dämmerung herein. Weißer Rauch von den Kochstellen steigt in den Himmel. Ein Bootsmotor blubbert in weiter Ferne. Jetzt hat das Orchester des Dschungels seinen Auftritt. Das Sirren der Zikaden schwillt rhythmisch an und bricht abrupt wieder ab, der Kawau schreit aus Leibeskräften und ein Chor aus quakenden Fröschen stimmt mit ein.


Dann zerreißt plötzlich ein „Gong, Gong, Gooong“ das abendliche Konzert. Der Koch ruft zum Dinner. Vier Gänge hat er in der Bordküche vorbereitet. Bittergurken-Suppe, Eierkuchen und Broccoli mit geröstetem Knoblauch machen den Anfang, Hühnchen-Curry mit Erdnüssen das Hauptgericht und mong kheng, süßer Reis und Taro in Kokosmilch, schließen den Magen. Alles leichte Kost. Guten Appetit! Der Morgen beginnt ähnlich, wie der Abend endete. Zartes Rosa am Himmel. Fischer, im schwarzen Scherenschnitt auf leicht kräuselndem Wasser, legen ihre Netze aus. Eine Frau gießt die Pflanzen im Beet mit Mekongwasser. Hähne krähen. Ein Hund bellt. So wird es hier auch morgen sein, übermorgen – wahrscheinlich jeden Tag.



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Baci-Zeremonie für die „Mekong Islands“
Jetzt gleiten wir mit halber Geschwindigkeit den Mekong weiter flussabwärts. Kapitän Si Keo verharrt mit voller Konzentration am Steuerrad und heftet seinen Blick auf die Wasseroberfläche. Der Mekong wird vor Champasak breiter, der Wasserstand niedrig. Es ist Trockenzeit. „Der Fluss ändert sich in dieser Jahreszeit ständig“, erklärt der 52-Jährige. „Sandbänke entstehen und verschwinden, Inseln tauchen aus dem Nichts auf.“ Er spricht aus Erfahrung. Seit fünfzehn Jahren manövriert er zwischen Pakse und Don Khong große und kleine Schiffe durch diese Untiefen. Auf der „Mekong Islands“ ist er von Anfang an dabei. Im September 2009 hatte der Luxusliner seine Jungfernfahrt. Seitdem kreuzt das Schiff fast täglich zwischen Oktober und April durch Süd-Laos. „Keine Sorge“, beruhigt Herr Keo, „das Schiff wurde im Wat Luang vor unserer Abfahrt von den Mönchen mit einer feierlichen Baci-Zeremonie gesegnet.“ Die neuen orangefarbenen Bänder am Steuerrad beweisen es.

Khmer-Tempel Wat Phou in Champasak
Wir legen in Champasak an. Nach dem Dösen auf dem Sonnendeck ist wieder Kultur angesagt. Zwei buntbemalte Songthaews, die für Südostasien typischen Sammeltaxis, stehen schon bereit. Die Fahrt geht durch malerische Dörfer, rechts Reisfelder, links der Mekong, zum Khmer-Tempel Wat Phou am Fuß des 1.416 Meter hohen Phou Kao. Die Eckdaten sind schnell zusammengetragen: Kernbauzeit 9. bis 13. Jahrhundert, Tempelkomplex mit drei Hauptebenen auf 285 Hektar, seit 2001 UNESCO-Weltkulturerbe, irgendwo immer eine Baustelle, Vollmondfest im Februar, 277 Sonnentage, Eintritt 50.000 Kip (ca. 5 Euro), 47.000 Besucher jährlich – laut Herrn Sonexay Siphandone, Gouverneur der Champasak Provinz, steigt die Besucheranzahl pro Jahr im Durchschnitt um 28 Prozent. Wat Phou ist der kleine Bruder von Angkor in Kambodscha. Was einst als hinduistisches Heiligtum errichtet wurde, ist heute ein buddhistischer Wallfahrtsort.



Rückblick in unser Reisetagebuch von 2001:
Als wir 2001 das erste Mal hier waren, verirrten sich an guten Tagen zehn Besucher nach Champasak, an ganz guten Tagen sogar zwei oder drei mehr. Sieht man vom Wat Phou und den Postkarten-Sonnenuntergängen am Mekong einmal ab, hatte das verschlafene Dorf auch nicht sonderlich viel zu bieten. Ein halbes Jahr später war alles anders. Wir feierten mit tausenden Laoten das Vollmondfest Boun Wat Phou zu einem ganz besonderen Anlass. Im Dezember 2001 nahm die Weltorganisation UNESCO das Wat Phou in die Liste der Weltkulturerbestätten auf und übergab das begehrte Zertifikat im Februar 2002 der laotischen Regierung. Damit hat die UNESCO die Tempelanlage und den ganzen Süden von Laos aus dem Dornröschenschlaf geküsst. Seit Jahren schon blickte Laos neidisch zum Nachbarn Kambodscha, wo finanzielle Mittel zur Restaurierung und Ströme von Touristen in das ehemalige Khmer-Zentrum Angkor flossen. Nun hoffte auch Laos mit der UNESCO-Listung, ein Stück von dem Kuchen abzubekommen.
Laoten feiern gern und ausgiebig
Das wurde natürlich ausgiebig gefeiert, und wenn Laoten feiern, dann auch richtig. Tausende Buddhisten aus ganz Laos strömten zu diesem Vollmondfest. Für drei Tage und drei Nächte verschmolzen Religiosität und Vergnügung zum größten Ereignis im Schatten des heiligen Berges Phou Pasak.
Wer den Süden von Laos bereist – ob über Land oder auf dem Mekong – kann den 1400 Meter hohen Berg mit seiner ungewöhnlichen Spitze kaum übersehen. Ein Monolith in Form des Phallus vom hinduistischen Gott Shiva ließ ihn zum Heiligtum und Pilgerziel werden. Im 6. Jahrhundert errichteten die Cham am Fuße des Phou Pasak einen Tempel für den Gott der Zerstörung und Erhaltung. Epigraphiker fanden heraus, dass im 12. Jahrhundert der Khmer-Herrscher Suryavarman II. (Erbauer vom Angkor Wat in Kambodscha) den Bergtempel erweiterte und ihn für die Gottesverehrung nutzte. Wo einst nur die hinduistischen Götter Brahma, Shiva und Vishnu verehrt wurden, steht heute ein mild lächelnder Buddha im Zentrum des sakralen Bauwerkes. Eine strenge Reglementierung der Göttertrennung beider Religionen gibt es nicht, alles fließt ineinander über.




Goldgekrönte Himmelsnymphen und Bergvölker
Nach dem anfänglichen Jahrmarkttreiben und traditionellen Tanzvorstellungen hielt der damalige Gouverneur von Champasak seine Eröffnungsrede. Stolz verkündete der Provinz-Chef die Aufnahme der alten Khmer-Stätte in die Liste der UNESCO und prognostizierte einen Besucheransturm für die nächsten Jahre. Das neue Museum am Eingang, mit archäologischen Fundstücken aus der Khmer-Zeit, sollte ein weiterer Anziehungspunkt für die Besucher sein. Ab jetzt geht es aufwärts – symbolisch ließ er zum Schluss seiner Rede eine Traube bunter Luftballons in den tiefblauen Himmel fliegen. Anschließend belebte eine farbenprächtige Prozession vor der Ehrentribüne das Bild. Ein Karneval der laotischen Provinzen, mit viel Farbe und traditioneller Musik, präsentierte die Highlights der einzelnen Regionen. Goldgekrönte Himmelsnymphen, Bergvölker in ihren Trachten, akrobatische Ringkämpfer, Pappmaché-Tempel und Wurfnetzfischer zogen an den Besuchern im Zeitlupentempo vorbei.
Opferschalen, gefüllt mit Klebreis und Geld
Tags darauf, am frühen Morgen der Vollmondnacht, fanden sich tausende Gläubige zur Spendenzeremonie Tak Baat – dem Höhepunkt des Festes – vor dem Wat Phou ein. Während das Morgengebet durch einen knisternden Lautsprecher über den Tempelvorplatz hallt, saßen die Pilger voller Demut in langen Reihen an dem schnurgeraden Prozessionsweg. Ihre Opferschalen, gefüllt mit Klebreis, Süßigkeiten und Geldspenden standen zum Dank an die Mönche für den religiösen Beistand bereit. Als der Lautsprecher verstummte, schreiteten Mönche und Novizen bedächtig an den Pilgern vorbei und nahmen in ihren Almosenschalen die Gaben entgegen.
Alles hat ein Ende
Am Nachmittag nimmt die „Mekong Islands“ wieder Fahrt auf. Die beiden Dieselmotoren brummen monoton, sind kaum wahrnehmbar. Das Leben am Ufer zieht langsam an uns vorbei. Maisfelder leuchten im satten Grün, Fischer reparieren ihre Reusen, planschende Kinder winken und rufen uns sabai dii, das laotische Hallo zu, Wasserbüffel kauen stoisch und glotzen unserem Schiff hinterher.
Mister Ben und die anderen zehn Gäste besuchen am nächsten Morgen mit einem kleineren Boot die Wasserfälle Somphamit und Khon Phapeng. Für uns geht hier die entspannte Reise mit dem luxuriösen Kabinenschiff zu Ende. Wir bleiben noch auf Don Khong und nehmen ein paar Tage später ein Longtail-Holzboot, das traditionelle Fischerboot der Insulaner, und lassen uns damit auch ins Herz der „4000 Inseln“ nach Don Det, Don Khon und zu den größten Wasserfällen Südostasiens schippern.
Die Besatzung der „Mekong Islands“ erwartet schon die neuen Gäste aus Kambodscha, um wieder stromaufwärts in Richtung Heimathafen nach Pakse zurückzufahren. Fischer Janthi wird in seinem Ruderboot sitzen, langsam das Netz einholen und dabei in aller Seelenruhe der „Mekong Islands“ auf den Weg nach Pakse nachschauen, bis der Dunst das Schiff langsam verschlingt.









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