Tipps für deine Reise durch Kambodscha
Geheimnisvolle Tempel vom Grün des Dschungels überwuchert, grazile Tänzerinnen, Himmelsnymphen genannt, in Stein verewigt – die Tempel und Klöster von Angkor versetzen in eine vergangene Traumwelt, wie sie nirgendwo anders zu finden ist. Und doch hat Kambodscha noch weit mehr zu bieten als diese einzigartige Anlage: Von der quirligen Millionen-Metropole Phnom Penh bis zu einsamen Sandstränden am Golf von Thailand, von der Kolonialstadt Battambang bis zu idyllischen Fischerdörfern am Mekong bietet das Land zahllose faszinierende Facetten seiner einzigartigen Kultur und Geschichte.
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INHALT: Reise durch Kambodscha 1. » Ein Land zwischen den Zeiten 2. » Von Laura Croft und Henri Mouhot 3. » Von Baumeistern und Gottkönigen 4. » Zurück in die Zukunft |
Ein Land zwischen den Zeiten
Das Lächeln ist entrückt, die kleinen weißen Blüten des goldenen Kopfschmucks hüpfen bei jeder zaghaften Bewegung, Seidenröcke rascheln geheimnisvoll. Die Tänzerinnen scheinen bei ihrem Auftritt vor der Touristengruppe in der alten Khmer-Stadt Angkor durch die Ruinen von Preah Khan, einem Tempel aus dem 12. Jahrhundert, zu schweben. Hier wurde schon vor Jahrhunderten der Apsara-Tanz für die Könige aufgeführt. Heute bestaunen Besucher aus aller Welt das traditionelle höfische Schauspiel – es sind weit mehr als fünf Millionen, die jährlich nach Kambodscha reisen. „Oh, wie schön!“, flüstert eine Britin während der Tanzaufführung. „Und wie leicht alles aussieht.“ Dass das Tanztraining harte Arbeit und mit viel Fleiß verbunden ist, weiß hier kaum ein Besucher.



Pol Pot und die Roten Khmer
Genauso wenig ist bekannt, dass es diesen wichtigen Bestandteil in der kambodschanischen Kultur beinah nicht mehr gegeben hätte. Als am 4. April 1975 die Roten Khmer in die Hauptstadt Phnom Penh einfielen und damit das chh’nam saun „Jahr Null“ einläuteten, hatten sie ein festes Ziel: die sukzessive Vernichtung des geistigen und kulturellen Erbes und das ganze Land wieder in einen Agrarstaat zurück zu katapultieren. Innerhalb weniger Wochen glich Phnom Penh einer Geisterstadt, alle Bewohner mussten aufs Land und wurden dort mit landwirtschaftlicher Schwerstarbeit zu „neuen“ Menschen umerzogen. Die Roten Khmer trieben in Kambodscha von 1975 bis 1979 ihr Unwesen. Anführer Saloth Sar alias Pol Pot ließ Intellektuelle, Künstler, Aristokraten und Mönche foltern und hinrichten. Schon das Tragen einer Brille oder Fremdsprachenkenntnisse reichten für ein Todesurteil. Über 1,7 Millionen Menschen, fast ein Viertel der damaligen Bevölkerung, fielen dem Terrorregime zum Opfer. In einem 14 Tage tobenden Gefecht, das am 25.12.1978 begann, konnte die vietnamesische Armee den Gräueltaten der maoistisch-nationalistischen Guerillabewegung nach drei Jahren, acht Monaten und 22 Tagen ein Ende setzen.



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Von Laura Croft und Henri Mouhot
Den Tanz der Apsaras bezeichnete „Bruder Nummer Eins“, wie Pol Pot auch genannt wurde, als elitäres Produkt der Bourgeoisie. Er ließ im Königspalast in Phnom Penh alle Partituren, die kostbaren Kostüme und seltenen Instrumente für den Apsara-Tanz vernichten. Selbst vor dem königlichen Ballett machte er nicht halt. Dass heute wieder Besucher und Einheimische den grazilen Bewegungen der Himmelsnymphen folgen können, haben sie den vielen engagierten Tanzlehrerinnen in Phnom Penh und Siem Reap zu verdanken, die das kulturelle Erbe mit viel Energie erneut aufleben lassen.

Und die beste Bühne für derartige Auftritte bieten die Tempel in Angkor. Das Reich der Götter, wie die Khmer-Stätte gern genannt wird, hat nicht diesen sterilen Charme einer Monumentalarchitektur in Parkmanier wie in seinem Nachbarland Thailand, denn durch seine riesige Ausdehnung im ewigen Grün des Dschungels wirkt Angkor eher wie eine Kulisse für Märchen- und Abenteuerfilme mit tausenden Touristen als Statisten. Nicht ohne Grund suchte Regisseur Simon West den Drehort für seinen Film „Tomb Raider“ mit Hauptdarstellerin Angelina Jolie alias Lara Croft aus. Der Tempel Ta Prohm, wo Superstar Jolie für den Film durch die heiligen Mauern kletterte, ist seitdem Besuchermagnet und Selfie-Highlight von ganz Angkor.

Touristenansturm auf Angkor
Wäre hier nicht gefühlt halb China auf Erkundungstour, könnte man stundenlang auf einer der Steinstufen sitzend sinnieren und den lautlosen Kampf zwischen dem Mauerwerk und der Wurzeln beobachten. Die an den Wänden und Architraven in Stein gemeißelten Himmelsnymphen verdrehten schon im 12. Jahrhundert König Suryavarman VII. den Kopf. Heute vergreifen sich im Ta Prohm leider immer noch Kunsträuber, aber Buddha sei Dank auch Archäologen und Restauratoren an den barbusigen Schönheiten. Die Apsaras bekommen von dem Trubel in den Gemäuern nicht viel mit. Mit einem entrückten Lächeln lassen sie den Touristenstrom an sich vorbeiziehen, manchmal müssen sie für ein Erinnerungsfoto herhalten.

Herzstück des tausendjährigen Khmer-Reiches ist aber unangefochten das monumentale Angkor Wat. Die Anlage aus dem 12. Jahrhundert soll mit seinen gezackten Türmen den Mittelpunkt des kosmischen Universums darstellen, den Weltenberg Meru. Zugewuchert und mit einer dicken Patina aus Moos und Flechten überzogen, entdeckte der französische Abenteurer und Forschungsreisende Henri Mouhot im Jahr 1860 die Anlage nach dem mehrere Jahrhunderte währenden Dornröschenschlaf wieder. Heute sieht die Anlage Angkor Wat aus, als hätten die Könige sie gerade verlassen. Über einen Wassergraben, der die ganze Tempelanlage einrahmt, führt ein 220 Meter langer Prozessionsweg in die innere Einfassung des Heiligtums. Beliebter Treffpunkt der Sonnenaufgangsfotografen ist der links liegende Teich mit den Seerosen. Konnte man hier noch vor ein paar Jahren das Stativ aufstellen, bleibt heute kaum noch Platz, um das Smartphone in Richtung aufgehende Sonne zu schwenken.

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Von Baumeistern und Gottkönigen
Ein kurzer Blick in die Geschichte Kambodschas zeigt, warum das steinerne Herz Südostasien bis zum Anfang des 14. Jahrhundert so erfolgreich von den Königen regiert werden konnte. Jayavarman II. gründete im Jahr 802 das Khmer-Reich. Er soll sich vor seiner Krönung am Hofe von Shailendra in Java aufgehalten haben, der über weite Teile Indonesiens wie ein Gottkönig herrschte. Nach der Rückkehr Jayavarmans II. nach Kambuja, wie das Land früher hieß, hob ihn ein Brahmane ebenfalls ins Reich des Gottkönigtums, was für seine Untergebenen eher ein Segen als ein Fluch bedeutete. Gottkönige hatten die Pflicht ihr Land zu beschützen, Frieden für die Bewohner zu gewährleisten und waren Garanten für fruchtbare Felder und reichhaltige Ernten. Und für Letzteres war das Angkor-Reich in Südostasien wegweisend.


Durch das einzigartig ausgeklügelte Bewässerungssystem mit künstlichen Seen, Barays genannt, und ein kilometerlanges Netzwerk aus Kanälen, konnte die Bevölkerung dreimal im Jahr Reis ernten und somit über eine Millionen Menschen mit dem Grundnahrungsmittel versorgt werden. Die Nahrungsüberschüsse verhalfen den Khmer-Königen zu einem immensen Reichtum. Angkor entwickelte sich dadurch im Laufe der Jahrhunderte zu einer Großmacht und konnte sich immer weiter ausdehnen und überall im Reich diese riesigen Tempel errichten. Forscher gehen davon aus, dass Angkor zur Blütezeit eine Größe von 1000 Quadratkilometer hatte.

Die Machthaber wechselten immer wieder und es gab, wie in allen Königreichen, auch hier Thronstreitigkeiten und Angriffe von außen. Als Suryavarman II. im Jahr 1113 das Zepter übernahm, ließ er den Sitz der Götter, das Angkor Wat, bauen, das bis heute als bedeutendstes Bauwerk Kambodschas gilt. Im Jahr 1177 eroberten die Cham für vier Jahre das Angkor-Reich. Dann trat Jayavarman VII. auf die Regierungsbühne. Er war es, der die neue Stadt Angkor Thom mit den vier Toren und dem berühmten Bayon bauen ließ und damit ein weiteres Mal das Gesicht des Khmer-Imperiums nachhaltig änderte.


Zurück in die Zukunft
Und wie sieht es heute im Land der Khmer aus? Gemäß der Verfassung ist heute Kambodscha eine konstitutionelle Monarchie mit einem Mehrparteiensystem. Seit 2004 übt König Norodom Sihamoni das Amt als Staatsoberhaupt aus, Regierungschef ist Ministerpräsident Hun Sen von der Cambodian People’s Party. Wirtschaftlich fristet das Königreich in der Weltgemeinschaft ein Zwergen-Dasein und gehört zu den Least Developed Countries (am wenigsten entwickelten Länder auf unserem Erdball). Aber die Kambodschaner erinnern sich gern an die uralten Zeiten als ihr Land noch eine Rolle als Riese im Weltgeschehen spielte – und präsentieren es auch gern. Sie zeigen die gewaltigen Türme des Nationalheiligtums Angkor Wat auf ihrer Staatsflagge, auf Geldscheinen, Bierflaschen oder benennen sogar das in Kleinserie gebaute Auto mit Angkor.



To-Do-Liste für Kultur-Freaks und Reiseblogger
Die Einnahmen aus dem internationalen Handel nehmen nur langsam an Fahrt auf, die wichtigsten Exportgüter kommen aus der Textilindustrie und aus der Landwirtschaft. Das Pro-Kopf-Einkommen lag 2016 durchschnittlich bei 1211 US-Dollar, wobei hier die Schere zwischen Städter und der Landbevölkerung extrem weit auseinander klafft, und damit unter dem Weltniveau auf Platz 148 von 186 Ländern liegt. Mangelhafte Infrastruktur, allgegenwärtige Korruption, geringes Ausbildungsniveau, Rechtsunsicherheit und ungeklärte Eigentumsverhältnisse von Grund und Boden stellen erhebliche Wettbewerbshindernisse dar und schrecken neue Investoren ab. Dank Angkors Ruinen, die auf jeder To-Do-Liste der Kultur-Freaks, Ländersammler und Reiseblogger steht, geht es zumindest touristisch Jahr für Jahr immer weiter bergauf. Waren es 2010 noch 2,5 Millionen Besucher, so verdoppelte sich die Zahl laut der Jahres-Statistik vom Ministerium für Tourismus im Jahr 2016 schon auf 5 011 712 Reisende, davon fanden 108 784 Deutsche und 830 003 Chinesen den Weg ins Land.

Billiges Gras und Happy-Pizzas
Kambodscha hat sich in den letzten Jahren auch zu einem neuen Ziel für Budgetreisende entwickelt. Der Partytourismus hält auch hier ganz allmählich Einzug. Im Nachbarland Thailand steigen immens die Preise und die politische Lage bleibt ungewiss. Hier, im Land der Khmer, da sind sich zumindest die meisten Backpacker einig, ist das Gras billiger, die Cocktails voller und die Happy-Pizzas schmecken wesentlich würziger.
Aber Kambodscha hat noch mehr zu bieten als die Tempel von Angkor und psychedelisch wirkende Pizzas. Zu Unrecht werden von vielen Reisenden die Hauptstadt Phnom Penh, die Provinzen Battambang, Ratanakiri, Kratie, Koh Kong, Kampot und andere Landesteile links liegen gelassen. Mit den beschriebenen Highlights tauchst du in das geschichtsträchtige Land ein, lernst dabei die freundliche Menschen und bekommst viele aktuelle Tipps, um Kambodscha zu bereisen. Viel Spaß!




Die besten Reiseführer für Kambodscha
Wir haben in unseren TOP 10 die besten und aktuellsten Reiseführer für Kambodscha aufgelistet. Zwar sind Blogs und digitale Reiseberichte immer nützlich, aber einen gedruckten Reiseführer vom Kambodscha solltest du auch im Gepäck haben. Unser Favorit ist und bleibt der Lonely Planet Cambodia.

Unser Favorit unter den Reiseführern für Kambodscha ist der Lonely Planet Cambodia. Wenn du einen deutschsprachigen Reiseführer bevorzugst, dann schau dir unsere » Top 10 Reiseführer Kambodscha an.
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