Elefantenfest in der Provinz Sayaboury in Laos

Südostasien Reportagen

Laos – Ein Fest für die Arbeitselefanten

Seit 2007 findet in der Provinz Sayaboury ein Fest für die Arbeitselefanten statt. Dann haben die Dickhäuter und ihre Mahuts ein paar Tage Urlaub und können sich von der schweren Waldarbeit ausruhen.

Lesezeit: ca. 5 Minuten

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Das größte Elefantenfest in Laos findet jedes Jahr in der Provinz Sayaboury statt. Vor dem Start der Prozession durch das Elefantendorf Vieng Keo treffen sich die Mahuts mit ihren geschmückten Arbeitselefanten.
Bunt geschmückte Elefanten zum Elefantenfest in Vieng Keo bei Hongsa

Das Dorf Vieng Keo putzt sich raus

Herr Peng hat es sehr eilig. Aufgeregt hämmert er an der Tür seines Nachbarn Kham und ruft ihn ungeduldig. Mit einem Quietschen öffnet sich langsam die Haustür und Pengs Nachbar fragt mit verschlafener Stimme warum er ihn so früh aus dem Bett holt. „In einer Stunde beginnt die Elefantenparade durch unser Dorf und mein Bulle Boun Van hat in der Nacht die komplette Dekoration von seinem fertig geschmückten Sattel gefressen. Jetzt habe ich kein frisches Grün mehr. Kann ich mir etwas in deinem Garten abschneiden?“ Zum größten Elefantenfest in Laos ist es im Dorf Vieng Keo mit der oft belächelten laotischen Gelassenheit vorbei. Schon seit Tagen wird in dem kleinen Dorf auf jedem Hof gefegt, gehämmert und geschmückt.

Provinz Sayaboury in Laos:  Zum Elefantenfestival in Vieng Keo erhält jeder Elefant einen bunt geschmückten Sattel.
Dekoration für einen Elefantensattel zum Elefantenfest in Vieng Keo bei Hongsa

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Das Provinznest, in dem es keine Supermärkte, Hotels und geteerte Straßen, sondern nur staubige Wege, zwei unsortierte Tante-Emma-Läden, eine Schule und ein Parteigebäude gibt, putzt sich alle drei Jahre für das größte Fest zu Ehren der in Laos lebenden Elefanten heraus. Aus den Fenstern der Gästezimmer hängen bunte Matratzen zum Lüften, ein paar vergilbte Familienfotos werden noch schnell mit Klebeband an die Wände geheftet und der Buddha im Hausaltar wird auf Hochglanz poliert. Die weitgereisten Gäste sollen sich hier wohlfühlen. Die einzige Übernachtungsmöglichkeit für die Festival-Besucher und Organisatoren in Vieng Keo ist ein spartanisches Homestay bei den einheimischen Familien. Dafür bekommen die Hausbesitzer einen geringen Obolus, aber viel wichtiger ist es ihnen, dass sie alle drei Jahre Gäste aus der ganzen Welt haben. Sonst verirrt sich sehr selten ein Tourist in dieses abgelegene Dorf. Auf dem sandigen Festplatz bauen die Männer unter Aufsicht des Dorfältesten eine große Bühne aus Bambusstangen auf, die frisch gebügelte Parteifahne flattert schon aufgeregt im Wind und der kleine Buddha im Dorfkloster bekommt ein neues orangefarbenes Gewand.

Die Buddha-Statue im Dorfkloster von Vieng Keo hat eine neue orangefarbene Robe zum Elefantenfest erhalten.
Geschückter Altar und Buddha mit neuem Gewand im Dorftempel von Vieng Keo

Lange Wege zum Fest für die Elefanten

Für das zweitägige Fest kommen die domestizierten Elefanten mit ihren Mahuts, so nennt man die Elefantenführer, aus ganz Laos in das Elefanten-Dorf im Nordosten des Landes. Mit einem gängigen Geländewagen benötigt ein erfahrender Fahrer einen Tag von der Hauptstadt Vientiane durch den Dschungel nach Vieng Keo. Einige Mahuts sind dagegen tage- und wochenlang mit ihren Tieren zu Fuß unterwegs, nur ganz wenige können sich einen Transport auf einer LKW-Pritsche leisten. Die meisten Elefanten kommen aus den nahe gelegenen Arbeitscamps, aber einige Dickhäuter erreichen Vieng Keo auch aus der ehemaligen Königsstadt Luang Prabang und sogar aus dem weit entfernten Elefantendorf Ban Khiat Ngong im tiefsten Süden, das nahe der kambodschanischen Grenze liegt.

Der Elefantenbulle Boun Van von Herrn Peng, hier mit Sohn Pey Wan, ist zum Elefantenfestival in Vieng Keo bei Hongsa, bunt dekoriert.
Pey Wan, Sohn von Herrn Peng, auf dem zum Elefantenfest in Vieng Keo geschmückten Elefantenbullen Boun Van

„Der geschmückte Sattel muss auf dem Elefantenrücken akkurat sitzen”, erklärt Herr Peng. „Sonst gibt es Punkteabzug beim Schönheitswettbewerb.“ Höhepunkte der Festlichkeiten für die Rüsselträger sind die Elefantenprozession durch Vieng Keo zum Festplatz und die Kür des schönsten Elefanten. Dazu gehört nicht nur der aufwendig dekorierte Sattel, sondern die gewebte Baumwolldecke, der Kopfschmuck und die vier Fußbinden mit bunten Bommeln.

Vieng Keo: Zum Elefantenfest in der Provinz Sayaboury in Laos werden alle Elefanten geschmückt, hier mit einer Bommeln verzierten Satteldecke.
Mit bunten Bommeln dekorierte Satteldecke für das Elefantenfest in Vieng Keo

Alle Elefanten werden zum Elefantenfestival in Vieng Keo von seiner Besitzerfamilie herausgeputzt. Beinschmuck mit bunten Quasten.
Beinschmuck zum Elefantenfest in Vieng Keo

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Und der Dickhäuter muss zudem einen gesunden, kräftigen und gepflegten Eindruck machen, ansonsten fällt er aus der Bewertung raus. Während Herr Peng am Startpunkt noch schnell die neugefalteten Palmenblätter für Boun Vans Sattel in Form bringt, besetzen die vielen Schaulustigen, Helfer und Fotografen die besten Plätze für die tierische Parade. Langsam setzt sich der ganze Tross mit 47 Elefanten in Bewegung. Wie an einer Perlenschnur aufgereiht, gehen die grauen Riesen langsamen Schrittes durchs Dorf und werden von den Zuschauern bejubelt und gefeiert.


„Ein ausgewachsener Elefant frisst am Tag mindestens 200 Kilo Grünzeug. Wie soll ein Mahut ohne Job das Futter bezahlen?“

Sébastien Duffillot

Der Höhepunkt zum Elefantenfestival in der Provinz Sayaboury ist Elefantenparade, die durch das kleine Dorf Vieng Keo bei Hongsa führt.
Prozession mit Elefanten durch das Dorf Vieng Keo zum Elefantenfest

Weiße Wollfäden sollen Glück bringen

Vor der Festbühne stoppt die Karawane und jeder einzelne Elefant wird von der Jury genauestens beäugt. Was nun noch fehlt ist die Basi-Zeremonie. Traditionell werden in Laos zu jeder Gelegenheit, sei es nach einer Geburt, einem Hausbau, einer bevorstehenden Reise oder zu einer Veranstaltung weiße Baumwollfäden um die Handgelenke gebunden, um dem Gegenüber Glück für die Zukunft zu wünschen. Hier auf dem Fest sind es die Elefanten, denen entweder an den Stoßzähnen oder über die Ohren die spirituellen Fäden gebunden werden. Die Kinder werden indes von der Tierärztin Vatsana Chanthavong aufgerufen an einem Malwettbewerb in der Schule teilzunehmen. Sie sollen zeichnen, wie sie sich einen glücklichen Elefanten vorstellen. Auf den echten Dickhäutern dürfen die Besucher jetzt einmal um den Festplatz reiten, eine andere Gruppe zeigt wie das Zusammenspiel zwischen Mahut und Elefant beim Transport der Holzstämme funktioniert. Langsam füllen sich die kleinen Garküchen und temporären Restaurants vor der Musikbühne. Die Promotion-Stände von Beerlao und Lane Xang Lager Beer sind dicht umringt. Laoten können ausgiebig und feuchtfröhlich feiern.

Elefantenfest in Vieng Keo, Nord-Laos. Ein Mahut (Elefantenführer) bindet weiße Baumwollfäden an einem Elefanten. Sie bringen Glück für die Dickhäuter und deren Besitzer.
Weiße Baumwollfäden als Glücksbringer zum Elefantenfest in Vieng Keo in Nord-Laos

Hilfe für die geschundenen Dickhäuter

Die Hilfsorganisation „ElefantAsia“ hat dieses einzigartige Elefantenspektakel ins Leben gerufen. Die zwei Franzosen Sébastien Duffillot und Gilles Maurer gründeten im Jahr 2001 „ElefantAsia“ zum Schutz des Asiatischen Elefanten (Elephas maximus) in Laos. Sie versuchen seitdem mit vielen Aktionen die laotische Bevölkerung mehr für ihre Dickhäuter zu sensibilisieren und um auf das langsame Aussterben der Tiere hinzuweisen. Dafür organisierten die zwei Franzosen 2002 eine Elefantenkarawane quer durch Laos. Mit vier Elefanten tourten sie 1300 Kilometer in drei Monaten durch das Land und klärten die Landbevölkerung in den Dörfern über die Situation der Elefanten auf.
„Wir erklären der Bevölkerung, dass Elefanten keine Feinde der Menschen sind“, sagt Sébastien Duffillot. „Wenn die Herden ihre Felder verwüsten, sind nicht die Tiere sondern die Menschen daran schuld.“ Der natürliche Lebensraum der Elefanten wird vorwiegend durch Brandrodung und Abholzung der Wälder zerstört. Das Makabre dabei, die Arbeitselefanten in den Holzfällercamps helfen mit das Habitat der wilden Artgenossen zu zerstören, wenn auch unter Zwang.

Arbeitselefant und Mahut im Dschungel der Provinz Sayaboury in Laos. Elefanten finden den noch so schmalsten Weg, um die Stämme ins Holzlager zu transportieren.
Harter Alltag für Arbeitselefanten im Dschungel in Laos

Holzabbau spült Geld in die Kassen in einem Land, in dem viele Menschen am Existenzminimum leben. Laos hat noch viel Wald, aber was ist, wenn der Holzexport gestoppt wird und damit die Mahuts mit ihren Jumbos auf einem Schlag arbeitslos werden. „Ein ausgewachsener Elefant frisst am Tag mindestens 200 Kilo Grünzeug. Wie soll ein Mahut ohne Job das Futter bezahlen?“, macht sich Sébastien Duffillot Sorgen. „Seine letzte Chance ist der wachsende Tourismus in Laos.“ Und tatsächlich sind schon einige Elefanten in Luang Prabang, Hongsa und Ban Khiat Ngong als Reittiere in Trekking-Unternehmen angestellt.

Laos, Vieng Keo bei Hongsa. Jedes Jahr findet das Elefantenfestival in einem anderen Ort der Sayaboury-Provinz in Laos satt.
Elefantenfest im Dorf Vieng Keo bei Hongsa im Norden von Laos

Laos hieß früher Lane Xang – Land der eine Million Elefanten. Eine Million Elefanten gibt es schon lange nicht mehr. Nach vorsichtigen Schätzungen kommen 800 Tiere zusammen, davon leben knapp 500 Tiere in der Gefangenschaft. Nachwuchs gibt es so gut wie keinen, weil ein Jungtier eher eine Belastung als eine Bereicherung für den Mahut ist. Die Elefantenkühe fallen nach der Geburt für mindestens zwei Jahre aus und können daher kein Geld verdienen. Um dem etwas entgegenzusetzten hat „ElefantAsia“ ein spezielles Aufzuchtprogramm entworfen. Die Aufzuchthilfe und die finanzielle Unterstützung für den Arbeitsausfall eines Jumbos soll den Mahut ermutigen seinem Tier eine Chance auf Fortpflanzung zu geben.
Um diese prekäre Situation öffentlich zu machen, organisierte das Team von „ElefantAsia“, zusammen mit der laotischen Regierung, dieses alljährliche Elefantenfest, dass sich mit der Austragung in einer Art Rotationsprinzip in den drei Orten Paklay, Sayaboury und Vieng Keo abwechselt. Dass dieses Fest in der Provinz Sayaboury stattfindet ist kein Zufall, denn in dieser Region leben noch die meisten Arbeitselefanten von Laos.

Die meisten Arbeitselefanten von Laos sind mit ihren Mahuts im Dschungel der Provinz Sayaboury tätig. Zum Elefantenfest zeigen sie ihr Können, z. B. wie Baumstämme bewegt werden.
Zum Elefantenfest in Vieng Keo zeigen die Dickhäuter ihre Geschicklichkeit

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Abkühlung für die sensible Haut

Die Hitze steht, die Luft flirrt und der aufgewirbelte Staub dringt in jede Pore. Was liegt da näher als eine angenehme Abkühlung im Dorfteich. Zum festen Programmteil am letzten Tag zeigen noch die Mahuts wie ihre grauen Riesen gebadet, geschrubbt und von Parasiten befreit werden. Nicht nur zum Spaß der Elefanten, auch einige Besucher bekommen ein paar kräftige Duschen mit der lehmigen Brühe ab. Was hier wie Halligalli für die Jumbos wirkt, ist ein unverzichtbares Ritual zum Feierabend nach einem schweren Arbeitstag im Dschungel. Auch wenn die Tiere Dickhäuter genannt werden, die Haut der Elefanten ist sehr empfindlich und benötigt viel Pflege und Wasser.

Jeder Elefant benötigt viel Pflege und ein Bad nach getaner Arbeit, wie hier im Dorfteich in Vieng Keo bei Hongsa in Laos.
Zum Elefantenfest werden die Elefanten in einem See nahe dem Dorf Vieng Keo gebadet.

Bevor dann die Beamten das Fest offiziell beenden, wird noch der Buddha-Statue im Kloster die Ehre erwiesen. Zehn Elefanten umrunden das sakrale Gebäude dreimal gegen den Urzeigersinn. Das bringt Glück für das nächste Fest und es soll die Elefanten bei ihrer Arbeit in der Holzindustrie vor Unfällen schützen.

Zehn Elefanten drehen mit ihren Mahuts (Elefantenführer) drei Runden um den Tempel vom Dorf Vieng Keo bei Hongsa.
Die Dickhäuter umrunden zum Elefantenfest den buddhistischen Dorftempel in Vieng Keo.

„Der Gewinner beim Schönheitswettbewerb wurde der Elefant von Mahut Noy Mad, der älteste Elefantenführer in unserem Dorf“, sagt Pey Wan etwas enttäuscht. Pey ist der achtjährige Sohn von Herrn Peng und kennt sich schon gut aus mit Elefanten. „Wahrscheinlich lag es an den vielen Leckerlies, den tennisballgroßen Powerkugeln aus Zuckerrohr, Kokosnuss, Tamarinde, Klebreis, Salz und weiteren geheimen Zutaten, die er seinem Bullen Sang jeden Tag zweimal zu fressen gibt. Herr Peng hat auf dem Fest zwar keinen Preis mit seinem schwergewichtigen Rüsselträger gewonnen, dafür aber wieder einen festen Auftrag zum Holzschleppen für seinen Bullen Boun Van an Land gezogen, der ihm kein Ansehen, aber einen guten Verdienst für die Familie einbringt. Dann wird Herr Peng mit dem Bullen Boun Van wieder wochenlang im Dschungel sein und nicht Nachhause kommen. Aber er ist trotzdem glücklich, dass er wieder einen Job bekommen hat. Es könnte vielleicht der letzte für seinen Elefanten sein.

Geistlichen Beistand zum Elefantenfest in Vieng Keo leisten buddhistische Mönche. Das Dorf Vieng Keo liegt in der Provinz Sayaboury in Laos.
Buddhistische Mönche vom Dorftempel beim Elefantenfest in Vieng Keo

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