Novizenweihe Shin Pyu in Myanmar

Südostasien Reportagen

Novizenweihe Shin Pyu in Myanmar

Welches Kind träumt nicht davon einmal im Leben eine Prinzessin oder ein Prinz zu sein. In Myanmar gehört es zum Alltag der Bevölkerung ihre Kinder für ein paar Tage oder Wochen nach der Novizenweihe Shin Pyu in ein Kloster zu schicken – und das im fürstlichen Gewand und mit viel Tamtam.

Lesezeit: ca. 7 Minuten

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Vor dem Gang zum Dorfkloster nahe Mandalay sammelt sich die Gesellschaft zum Festumzug für die Novizenweihe Shin Pyu.
Aufstellung zur festlichen Prozession bei der Novizenweihe Shin Pyu.


Einmal im Leben ein Prinz sein

Myo Zin Aung konnte letzte Nacht kaum ein Auge schließen. Seine Mohinga zum Frühstück steht unangetastet auf dem Tisch. Stillsitzen geht jetzt auch nicht. Aufgeregt tänzelt er durchs Haus, lässt seine Mutter nicht mehr aus den Augen. Heute ist endlich der ganz große Tag gekommen auf den Myo Zin schon seit Wochen gewartet hat. Der 11-jährige Junge geht für zwei Wochen in seinem Dorf Taung Bi in die Mönchsgemeinde und wird dafür mit einer prunkvollen Zeremonie geweiht. Das Teakholzkloster Nat Taung Kyaung wird für die nächsten 14 Tage sein neues Zuhause sein.


Zur Novizenweihe Shin Pyu nahe Mandalay umrundet die feierliche Prozession den Dorftempel.
Dreimal umrundet der Festumzug zur Novizenweihe Shin Pyu die Pagode bei Mandalay in Myanmar.

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Die Tradition der Novizenweihe Shin Pyu

Shin Pyu, auch Shinpyu, heißt die Novizenweihe in der Tradition des Theravada-Buddhismus, der Höhepunkt im Leben eines jeden Kindes in Myanmar. Shin bedeutet Anfänger und Pyu wird im Sinn mit „es tun“ übersetzt. Die Eltern macht es sehr glücklich und stolz, wenn der Sohn, gelegentlich auch die Tochter, vor dem fünfzehnten Lebensjahr eine gewisse Zeit, meist für zwei Wochen, in einem buddhistischen Kloster verbringt. Die Burmesen glauben, dass die Initiation ihres Kindes der ganzen Familie jede Menge gute Verdienste für ihr Karma und hohes Ansehen in der Gemeinde bringt. Um das bedeutendste Familienfest angemessen zu feiern und ohne Schulden finanzieren zu können, legten die Eltern von Myo Zin und die Großeltern seit seiner Geburt jeden Monat etwas Geld zur Seite. So kamen stattliche 400 000 Kyat, umgerechnet etwas über 4000 Euro zusammen. Dies hört sich im ersten Moment nach einer enormen Summe an, aber eine Novizenweihe verschlingt viel Geld für die Bewirtung der Gäste, Ausstattung, Entertainment und für die Spenden an die Mönchsgemeinde.

Zum großen Fest der Novizenweihe nahe Mandalay haben diese Eltern eine Sängerin engagiert.
Diese Familie leistet sich für die Feier der Novizenweihe bei Mandalay eine Sängerin.

Enthaltsamkeit die einzig wahren Reichtümer

Nach dem etwas missglückten Frühstück kleiden Mutter Ma Nhwe Nhwe und eine Tante den Jungen in ein zitronengelbes Seidenkostüm mit bunten Applikationen. Das Gesicht weiß gepudert, die Lippen rot bemalt, die Wimpern geschminkt, so sitzt er nun Beine baumelnd auf seinem Thron im Familienzimmer. Auf seinen vor Aufregung geröteten Wangen trocknen Kreise und Punkte aus gelber Thanaka-Paste. Jetzt noch die mit schillernden Pailletten bestickte Krone aufgesetzt und der kleine Prinz ist perfekt für die Zeremonie gekleidet. Seine Mutter hält ihm ein Spiegel vor sein Gesicht. Myo Zin macht einen kurzen Freudenschrei und grient zufrieden. Das prunkvolle Aussehen soll an Buddhas eigenen Sohn Rahula erinnern, der im Auftrag seiner Mutter Yasodhara den Vater aufsuchte und nach seinem Erbe fragen sollte. Dem Sohn wurden daraufhin von einem Jünger des Religionsstifters die Haare vom Kopf rasiert, er musste sein fürstliches Gewand gegen eine einfache Robe tauschen und seinen Vater in ein Waldkloster folgen. Er sollte lernen, dass Güte und Enthaltsamkeit die einzig wahren Reichtümer im Leben sind. Das war das Vermächtnis, dass Buddha für seinen Sohn Rahula hatte.


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Während der Novizenweihe geht der Festumzug an der Mingun-Pagode vorbei.
Feierliche Prozession zur Novizenweihe Shin Pyu vor der riesigen Mingun-Pagode.

Festumzug durch das Dorf

Draußen vor dem Haus herrscht heilloses Durcheinander. Familienmitglieder, Freunde und Bekannte versammeln sich im Hof und warten. Die Frauen tragen hauptsächlich Gelb und Pink, Männer bevorzugen weiße Hemden und dunkelblaue Longyis. Wer Goldschmuck hat zeigt ihn auch. Es werden grüner Tee und Knabbereien gereicht, um die Wartenden bei Laune zu halten. Aus aufgestellten Lautsprechern plärrt in ohrenbetäubender Lautstärke eine Frauenstimme zu burmesischer Musik. Ein Onkel von Myo Zin versucht alle Anwesenden für die bevorstehende Prozession zur Pagode ordentlich in eine vorgeschriebene Reihenfolge zu bringen. Keine leichte Aufgabe bei über 100 geladenen Gästen.

Im Dorf nahe Mandalay zeigen die Eltern während einer Prozession, dass ihre Kinder in die Mönchsgemeinde aufgenommen werden.
Der Festumzug führt durch das gesamte Dorf bei Mandalay in Myanmar.

Der Stolz der ganzen Familie

Dann ist es endlich soweit. Die Haustür öffnet sich. Myo Zin Aung sitzt auf den Schultern seines Vaters, denn der Novize in spe darf bis zum Eintreffen im Mönchskloster nicht den Erdboden berühren. Langsam kommen beide die Holztreppe herunter. Die Dame in den Lautsprechern hat ihre Stimme verloren, der Videograf geht in Position, es wird kurz ganz still im Hof.
Freunde der Familie halten zwei goldfarbene Schirme über Myo Zins Kopf, sie sollen wie früher in einer königlichen Familie üblich, das Haupt des Prinzen vor der Sonne schützen. Myo Zin glüht vor Stolz. Er darf mit seinem Vater die festliche Prozession anführen. Seine ältere Schwester wirft kleingefaltete Geldscheine und Süßigkeiten den Kindern des Dorfes zu, was zeigen soll, dass Geben glücklicher macht als Nehmen.

Gefaltete kleine Geldscheine und Süßigkeiten verteilt eine Burmesin während der Novizenweihe Shin Pyu in einem Dorf nahe Mandalay.
Diese Frau verteilt kleine Geldspenden an die Dorfbewohner während der Novizenweihe Shin Pyu

Zur Novizenweihe Shin Pyu nahe Mandalay trägt ein stolzer Vater seine Tochter in einem Seidenkleid auf dem Arm.
Überglücklich ist der Vater mit seiner Tochter zur Shin-Pyu-Zeremonie in Myanmar.

Jetzt ist auch der Letzte aus seinem Haus gekommen, um die Prozession zu sehen. Der Festumzug durch Taung Bi hat einen ganz praktischen Hintergrund. Jeder im Dorf soll erfahren, dass Myo Zin bald zur Mönchsgemeinde gehört und alle sollen sehen wer die stolzen Eltern sind. Und wie bei allen Veränderungen im Leben müssen natürlich auch die Nat-Geister, die im Glauben der Burmesen neben dem Buddha permanent präsent sind, besänftigt und zum Fest eingeladen werden.
Im Kloster umrundet die ausgelassene Gesellschaft dreimal den Hauptstupa, erweist damit den ehrwürdigen Mönchen die Ehre.

Gleich mehrere Mädchen und Jungen feiern Shin Pyu, die buddhistische Novizenzeremonie nahe Mandalay in Myanmar.
Kinder in königlichen Kostümen schreiten vom Tempel zur Novizenzeremonie bei Mandalay.

Jungen tragen ein königliches Outfit wie ein Prinz zur Novizenweihe Shin Pyu bei Mandalay in Myanmar.
Gekleidet wie kleine Prinzen stehen die Jungen vor der Dorfgemeinde zur Novizenweihe.
Junge Nonnen besuchen die buddhistische Shwedagon-Pagode in Yangon in Myanmar.
Junge Nonnen in der Shwedagon-Pagode in Yangon

Alle Haare müssen vom Kopf runter

Was nun kommt, gefällt Myo Zin überhaupt nicht: Jetzt müssen seine Haare runter! Ein junger Mönch vom Kloster Nat Taung Kyaung rasiert ihm sorgfältig den Kopf. Ein paar Tränen kullern dabei über die Wangen. Mit einem weißen Seidentuch fangen Myo Zins Eltern die schwarzen Haare auf und bewahren alles zusammen in einer Tasche auf. Vorsichtig streicht der Frischrasierte über seinen kahlen Kopf und fand es dann doch gar nicht so schlimm. Das Ritual soll den asketischen Weg Buddhas symbolisieren, der sich ebenfalls den Zopf abschnitt.
Nun kann der Abt des Klosters mit der Ordination beginnen und damit Myo Zin in die buddhistische Klostergemeinschaft aufzunehmen. Nur die Eltern und die engsten Verwandten bleiben in der Gebetshalle. Das Haupt gesenkt, den Kopf frisch rasiert, die Hände an der Stirn gefaltet, in ein weißes Oberteil gekleidet, vor ihm alle acht Mönchsutensilien, so hockt er nun vor dem Abt. Nach ein paar Gebeten muss sich Myo Zin endgültig von seinem Prinzengewand verabschieden und wird in eine karminrote Kutte gewickelt.

14 Tage leben wie ein Mönch

Dieses Mönchsgewand wird er die nächsten 14 Tage beim Beten, Meditieren und Almosensammeln tragen. Nach der Zeremonie verköstigt die Familie mit einem üppigen Festmahl alle Gäste bei lautstarker Musik. Spätestens jetzt weiß auch der Letzte im Dorf, dass Myo Zin heute im Kloster aufgenommen wurde. Der frischgebackene Novize bekommt von all dem nicht mehr viel mit. Der Tag war lang und anstrengend. Er schläft in seinem neuen Heim sofort ein.
Morgen früh wird er zum ersten Mal die anderen Novizen und Mönche beim Almosensammeln durch sein Dorf begleiten – barfuß, ohne ein Wort zu sprechen und mit gesenktem Haupt.

Ein Mönch beaufsichtigt die Novizen beim Lernen in einem buddhistischen Kloster am Inle-See in Myanmar.
Alltag der jungen Novizen: Lernen im buddhistischen Kloster in Myanmar

Nach der Shin-Pyu-Zeremonie leben die jungen Nonnen im Kloster und werden dort unterrichtet.
Junge Nonnen in einer Klosterschule in Myanmar

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