Irrawaddy-Delfine in Kampi
In Kampi leben noch einige der vom Aussterben bedrohten Irrawaddy-Delfine im Mekong. Die Fischer kümmern sich um die Tiere und zeigen sie gern den Touristen. Wer sie sehen möchte, sollte nicht zu lange warten und viel Geduld mitbringen.
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Mit dem Boot auf Delfin-Safari
Ein samtiger Morgenwind weht in Kampi über den langsam dahinfließenden Mekong. Zeitweilig kräuselt sich unscheinbar die Wasseroberfläche, das Schilf biegt sich leicht mit dem Wind. Wir gleiten lautlos über den Fluss, nicht weit vom dichtbewachsenen Ufer entfernt. „Das ist wirklich ein fantastischer Morgen“, flüstert uns Bootsfahrer Vol zu, „bisher sind keine anderen Touristen in Sicht, sogar den Motor können wir auslassen.“ Es ist kurz nach sieben Uhr, die Sonne versteckt sich noch schüchtern hinter den Wolken. Wir sitzen in Vols postgelbem Fischerboot mit der Nummer Zehn und unternehmen mit ihm eine Delfin-Safari. In Kampi soll es noch über 20 der hochgradig vom Aussterben bedrohten Irrawaddy-Delfine geben. Ein paar Wasservögel kreischen im Vorbeiflug, ansonsten herrscht hier wirklich Totenstille. Unsere Blicke und der Kamerasucher heften sich an die Wasseroberfläche. Wir warten. Dann ein Schnauben und gleich noch eins. Vol zeigt mit dem Finger in Richtung Ufer.


Delfine in Focus
Wir reißen unsere Köpfe herum, sehen eine glitzernde Fontäne aus tausenden Wassertröpfchen im Gegenlicht aufsteigen und gleichzeitig drei halbrunde Rücken der Irrawaddy-Delfine ins Wasser abtauchen. Die Kamera rattert kurz im Dauerfeuer, keine Zeit über Verschluss oder Blende nachzudenken. Diese Szene wiederholt sich in den nächsten Stunden etliche Male. Nie können wir exakt voraussagen, wo und wann die sympathischen Flussbewohner wieder auftauchen. Mittlerweile prallt die Sonne auf das Bootsdach. Vol kennt das zur Genüge und langweilt sich schon, er spielt mit seinem Smartphone, checkt seine Facebook-Freunde und die Delfine scheinen sich einen Spaß daraus zu machen, uns in die Irre zu führen.

Gefahren für die bedrohten Delfine
Dabei haben die Delfine überhaupt nichts zu lachen. Die Zukunft des Orcaella brevirostris sieht alles andere als rosig aus. Die Population sinkt ständig. Giftige Abfälle der Goldminen und der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft verunreinigen den Lebensraum der Tiere. In Stellnetzen, die eigentlich für große Mekong-Fische in den tiefen Pools aufgestellt werden, verheddern sich auch Delfine, wo sie ohne menschliche Hilfe innerhalb weniger Minuten jämmerlich ersticken. Die Netze wurden von der Regierung auf Druck einiger Tierschutzorganisationen verboten, nachprüfen kann und wird das jedoch niemand.
Der steigende Tourismus bringt viele Vor- aber auch Nachteile mit sich. Mit Bootsfahrten, Souvenirständen und Restaurants verdienen in Kampi die Fischer und ihre Familien ihren Lebensunterhalt und müssen seitdem nicht mehr mit ihren Stellnetzen den Lebensraum der Irrawaddy-Delfine bedrohen. Allerdings sind Flussdelfine scheu und nicht so gesellig wie ihre Kollegen aus dem Meer. Der ständige Bootslärm und die Verfolgungsjagden machen die Tiere nervös und lassen sie für die Fortpflanzung nicht zur Ruhe kommen.


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Touristen wollen mit Delfinen schwimmen
Vol arbeitet schon seit vier Jahren im Delfin-Business. Für jede Fahrt bekommt der 30-Jährige 15 000 Riel, umgerechnet knapp drei Euro, von der Kommune. „Früher haben sich alle Bootsbesitzer auf jeden ankommende Touristen gestürzt“, erzählt Vol. „Seitdem die Boote Nummern haben und alles nach der Reihe geht, gibt es auch keine Streitereien mehr zwischen den Fischern.“ Vols Boot gehörte seinem Vater, der aber aus gesundheitlichen Gründen das Fischen aufgegeben hat. Den neuen 13-PS-Motor, Marke Honda, kaufte Vol auf Kredit, den er von seinen täglichen Einnahmen wieder abstottert. Meistens lässt er jedoch den Motor aus und rudert langsam den Delfinen entgegen oder wartet nur auf einem Pool mit seinen Gästen bis die Delfine am Boot vorbeischwimmen. „Es ist sinnlos. Fährst du den Tieren hinterher, tauchen sie ab und kommen an ganz anderer Stelle wieder an die Oberfläche.“ Vol erzählt auch, dass viele Besucher den Delfinen ständig folgen wollen. „Unsere eigenen Landsleute sind da am ungeduldigsten. Ich hatte aber auch schon Langnasen in meinem Boot, die wollten doch tatsächlich den Delfinen hinterherschwimmen.“

Legende: Die Schöne und der Mekong
Auf einer Tafel am Bootsanleger lesen wir eine wundersame Legende, die sich die Menschen hier in Kampi über ihre Delfine erzählen: Eine bettelarme Bäuerin wollte ihre bildschöne Tochter mit einem riesigen Tigerpython verheiraten, weil sie annahm, die Würgeschlange sei ein göttliches Wesen. Sie hoffte durch diese Vermählung auf unermessliche Reichtümer und ein sorgenfreies Leben. Am Tag der Hochzeit fraß die Schlange das Mädchen. Ein mutiger Fischer rettete das Mädchen aus dem Bauch der Riesenschlange. Aus Scham und angeekelt vor sich selbst, sprang sie in den Mekong und wollte sich das Leben nehmen. Kurz vor dem Ertrinken verwandelte der Mekong das Mädchen in eine wunderschöne Meerjungfrau, die sich von nun an nur noch in der Gestalt eines Delfins zeigte und alle Fischer vor lauernden Gefahren beschützt. Seitdem glauben die Dorfbewohner in Kampi, dass alle Delfine im Mekong ihre Verwandten sind. Eine Geschichte mit Happy End?
Wir steigen auf unser Motorbike und fahren mit gemischten Gefühlen zurück ins 15 Kilometer entfernte Kratie. Einerseits glücklich, den Irrawaddy-Delfinen so nah gewesen zu ein, andererseits betrübt, weil die Tiere bald nur noch in den Erzählungen der Kambodschaner weiterleben werden, wenn ihnen nicht bald mit allen Mitteln geholfen wird.




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