Laos – Beschaulichkeit am Mekong
Es gibt nichts Beglückenderes, als einen Fluss zu bereisen, wo an den Ufern die Uhren stillstehen oder manchmal sogar etwas zurückgedreht werden. Am Mekong in Laos entrinnt man dem tosendem Lärm der Moderne. Der Fluss trennt Staaten und Ideologien, Fortschritt und Althergebrachtes. Es ist der Fluss Buddhas, der Erleuchtung und heiligen Schreine, und ständig umweht ihn ein Hauch von Sehnsucht, Melancholie, Abenteuer und Opium. Wer sich auf diesen Fluss einlässt, wird schnell dem gesuchten Glück ein Stück näher sein.
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INHALT: Der Mekong in Laos 1. Laos – das ruhige Land der Heiterkeit 2. Flussreise mit der Mekong Sun 3. Arbeitselefanten im Dschungel 4. Flusskreuzfahrt mit der Mekong Islands |
Laos – das ruhige Land der Heiterkeit
Die landschaftlich reizvollste Strecke führt vom Goldenen Dreieck in die alte Königsstadt Luang Prabang. Die Flussfahrt unternimmt man mit einem bananenförmigen Slowboot, dem nicht ungefährlichen Speedboot oder wer es luxuriös mag, checkt in einem Boutique-Kabinenschiff ein. Enge Schluchten, wilde Strudel und scharfkantige Felsen machen es keinem der Bootsführer einfach. Vom Dschungel bedeckte Berge rahmen den Mekong beidseitig ein. Mit viel Glück verladen irgendwo an einer der vielen Sandbänke schwergewichtige Arbeitselefanten mannsdicke Teakholzstämme auf rostige Lastkähne.


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In Luang Prabang spürt der Reisende noch das alte Asien, besonders beim allmorgendlichen Almosensammeln, wenn die Mönchsgemeinde in einem safrangelben Streifen durch die Altstadt zieht. Auf keinen Fall sollte man ein Dinner auf einer der Terrassen-Restaurants am Mekong verpassen – Sonnenuntergang inklusive. Zwischen der Hauptstadt Vientiane und der Provinzstadt Pakse bildet der Mekong die Grenze zwischen Thailand und Laos, hier wirkt er breit und träge. Erst ganz im Süden tauchen tausende kleine und große Inseln aus der Wasseroberfläche auf. Ein Besuch der tosenden Wasserfälle Khon Phapeng und Somphamit sind ein Muss bevor der Mekong Laos verlässt.


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Mit der „Mekong Sun“ ins Goldene Dreieck
Wer den Mekong bereist, sollte mindestens einmal das Grab des Mannes besuchen, der als Pionier aller Mekong-Abenteurer gilt, laut Mister Vang. Das bringe Glück bei der Weitereise, und kostet hin und zurück nur 30.000 Kip. Mister Vang ist Tuk-Tuk-Fahrer in Luang Prabang. Während er oberhalb an der staubigen Straße wartet und ein laotisches Nickerchen macht – Laoten können nämlich überall schlafen – , tapsen wir einen schlammigen Pfad entlang über einen sanften Hügel bis zu dem weißen Grabstein. Hier scheint lange niemand gewesen zu sein. Die kleine Bank ist mit vertrocknetem Laub bedeckt, eine Ameisenstraße schlängelt sich quer über die Sitzfläche. Ab und an finden vereinzelte Sonnenstrahlen den Weg durch den grünen Blätterwald. Das diffuse Licht macht diesen mystischen Ort noch geheimnisvoller. Die Vögel scheinen respektvoll leise zu trällern, nur das monotone Rauschen vom Nam-Khan-Fluss dringt wie eine endlose Sinfonie durchs Dickicht. Hier also ist die letzte Ruhestätte von dem Mann, der mit eisernem Willen den Mekong auf seiner ganzen Länge bereisen wollte. Und hier nahm seine Abenteuerreise im Nebel einer Malariainfektion ein abruptes Ende. Heute erinnert nur noch der weiße Grabstein mit den leuchtend goldenen Lettern „Henri Mouhot 1826 -1861“ an den mutigen Mekong-Forscher.


Kolonialer Chic am Mekong
So stellt man es sich vor, das „alte“ Asien. Dampfende Garküchen auf dem Gemüsemarkt, leise rollender Verkehr in engen Gassen, Frangipani-Blüten, die überall ihren süßlichen Duft verströmen, Klosteranlagen mit Gebetshallen, aus denen sonore Gesänge der Mönche dringen und das alles gemixt mit einem Hauch kolonial, morbiden Kolorit. Luang Prabang, seit 1995 Weltkulturerbe, ist so ein Ort, und zweifelsohne der schönste unter den ehemaligen Königsstädten im alten Indochina.
Hier beginnt das „alte“ Asien schon früh am Morgen. Die ersten Trommelschläge um vier Uhr treiben Novizen und Mönche aus ihren Betten – Morgenwäsche, Morgengebet, Morgencheck bei Facebook. Pünktlich um halb sieben verlassen 800 Geistliche die 30 Klöster der Stadt und schreiten Kutte an Kutte, wie ein orangefarbener Leuchtstrahl, durch die Altstadt. Einheimische beschenken sie mit weißen Klebreiskugeln, Süßigkeiten und Geldscheinen, Touristen tauchen die Würdenträger in grelles Blitzlichtgewitter.

Kaum ist die Mönchsprozession vorbei, füllen sich die Cafés und Bistros mit Touristen. Ofenfrische Baguettes, Café au lait und der Schmelzkäse La Vache qui rit („Die lachende Kuh“) verdrängen Nudelsuppe und gebratenen Reis von den Speisekarten.
Längst hat die Sonne Luang Prabang in grelles Licht getaucht und lässt das Gold der Pagodenspitzen glänzen. Im Wat Xieng Thong, das älteste Kloster der Stadt, treffen wir Novize Shanti. Der 14-Jährige kommt aus dem abgelegenen Dorf Ban Don Noi, hoch oben im Norden von Laos. Seit drei Monaten studiert er hier die Lehren Buddhas, Mathematik und Englisch. Sein Zimmer in der Klosterherberge ist größer als das Haus seiner achtköpfigen Familie. Ob er denn wieder zurück in sein Dorf möchte wollen wir wissen. „Nein!“, schießt es wie aus der Pistole. „Dort muss ich nur Rinder hüten und Gummibäume anritzen.“ Trotz der Schulpflicht in Laos bekommen viele Jungen nur in einem Kloster die nötige Grundausbildung. Mädchen gehen leer aus. Für sie sind Klosterschulen „No-Go-Area“.


Leiser Gang auf warmen Planken
Keine zwei Minuten vom Wat Xieng Thong entfernt, gehen wir an Bord auf unser Zuhause für die nächsten Tage. Das schicke zweistöckige Kabinenschiff „Mekong Sun“ von Lernidee nimmt uns ins berühmt-berüchtigte Goldene Dreieck nach Thailand mit. Die Straßenschuhe bleiben, wie in Asien üblich, am Eingang stehen, so zeigt der Gast dem Hausherren seinen Respekt. Zudem fühlt es sich weich und warm an auf den blanken Holzdielen barfuß zu wandeln. Gemächlich gleitet unser Schiff stromaufwärts. Hinter Luang Prabang fließt der Mekong ruhig und träge, kein Gurgeln, kein Zischen, kein Wirbeln, als sei der große Strom in die Jahre gekommen. Die 1.000 PS der zwei Hino-Motoren schnurren gutmütig mit halber Kraft. Vielleicht, um nicht die vielen Buddha-Figuren in der Tham-Thing-Höhle am linken Ufer zu erschrecken. Aus Bronze, Palisanderholz, Ton oder Sandstein, je nachdem was sich der Pilger leisten kann, stehen sie im Schutz der Dunkelheit, eingehüllt vom Staub der letzten Jahrhunderte. Anschauen erlaubt, mitnehmen verboten! Es gab in der Vergangenheit Souvenirjäger, die ihre langen Finger nicht unter Kontrolle hatten.

Logenplatz im Freilichtkino
An Bord unseres Teakholz-Kreuzers geht es den ganzen Tag typisch laotisch zu – sehr ruhig. Wer nicht am Elefantenrätsel, dem Kochkurs mit Mister Tie oder an der Früchtepräsentation von Kreuzfahrtdirektorin Sabine teilnimmt, übt sich in Müßiggang. Die Liegestühle auf dem Oberdeck bieten dazu Logenplätze in der ersten Reihe für ein großartiges Freilichtkino in dem winkende Kinder, Fischer und lachende Frauen als Schauspieler mitwirken und die Kulisse ein grün-getünchter Dschungelkorridor ist – und das alles im Panoramaformat.
Bootsmanager Phetchamphone Khoundala, der einfachheitshalber nur Mister Oth genannt wird, liebt genau dieses Naturerlebnis in Laos. Fragt man ihn nach den Anfängen seiner Laufbahn als Bootsbauer und Touristikunternehmer, ist er kaum zu bremsen. Seine Aussprache verrät, dass er in Leipzig Telekommunikation studierte. „Als ich 1995 nach Laos zurückkehrte, stand ich vor dem Nichts. Politschulung, Kopfwäsche und sechs Monate ohne Arbeit, ja, die da oben haben den Neuanfang nicht leicht gemacht.“ Anfang 2003 kam Hans Engberding, Chef des Berliner Unternehmens „Lernidee Erlebnisreisen“, in Oths Arbeitsleben. Schnell waren sie sich einig: Wir zeigen den Touristen den Mekong auf unseren eigenen Kabinenschiffen. „Ich hatte keinen blassen Schimmer vom Schiffsbau, aber Hans sagte, du schaffst das schon“, erzählt er weiter. Tatsächlich startete zwei Jahre später, Ende November 2005, der halbfertige Katamaran zur Jungfernfahrt ins chinesische Jinghong mit 40 Handwerkern an Bord. Alle mussten Tag und Nacht arbeiten, schließlich war die Rücktour schon mit 23 Gästen ausgebucht. „Und dann beschlagnahmten noch die Chinesen an der Grenze das teure argentinische Filet“, ärgert sich Oth. „Das Kilo kostete uns 20 Dollar!“



Bon Appétit – gefrittete Grille auf nüchternen Magen
Unser Flusskreuzschiff stoppt jeden Abend an einer anderen Sandbank. Zum Bergfest-Dinner ließen sich Schiffskoch Tie und die Crew etwas besonderes einfallen. Barbecue unter Bananenstauden im Mondschein. Den geselligen Abend mit Lagerfeuer, selbstgebranntem Reisschnaps und Beerlao würzten Mister Tie, Barkeeper Sid und Kellner Somephone mit Klampfe und laotischen Liebesliedern.
Als sich die Sonne am nächsten Morgen noch schüchtern hinter den watteverhüllten Bergen versteckt, ist Kapitän Khao schon mit dem Spaten und einer Plastikflasche am Ufer unterwegs. Grillenjagd. Löcher, so groß wie eine Fünf-Cent-Münze, verraten ihm den schmackhaften Erdbewohner. Vor dem Frühstück kommt Mister Khao mit einem Teller goldbraun frittierter Insekten aus der Küche und hält ihn in die Runde. Die Krabbler triefen vor Öl und strotzen vor Kalorien, aber ein Laap, das laotische Nationalgericht aus Gehacktem, Minze, Zitronengras, Fischsoße und Reismehl scheint uns dann doch vertrauenswürdiger.


Allein die Fahrt auf dem Nam-Tha-Fluss ist es schon wert, sich bei 33 Grad die signalroten Schwimmwesten anzutun. Die wendigen Boote kreisen um wilde Stromschnellen, die braune Brühe brodelt und kocht.
Affenschädel über der Haustür
Auf Einheimische müssen wir wirken wie Bojen auf der Flucht. An den Ufern fliegt das Dorfleben vorbei, üppiges Grün der Wälder bleibt im Gedächtnis haften, kaum Brandnarben, kein Kautschuk. Nach 30 Minuten wieder mit festen Boden unter den Füßen, stehen wir im Dorf der Khmu-Ethnie Don Mixay. Nach einer kurzen Dorfbesichtigung, mit Augenmerk auf die Affenschädel über den Hauseingängen, die böse Geister fernhalten sollen, steht das Schulprojekt der „Mekong Sun“ auf dem Plan. Hefte und Stifte nehmen die drei Lehrer gern entgegen. Die Regierung verpflichtet Lehrkräfte aus Vientiane in diese abgelegenen Dörfer. Kostenlose Unterkunft, eine kleine Parzelle Land, 30 US-Dollar im Monat und ein Sack Reis als Lohn, die delegierten Lehrer gehören zu den Gutverdienern im Land.

Zwischen Houay Xay und Chiang Saen, unserem letzten Abschnitt, zickt der Mekong ab und zu, wird heimtückisch, gefährliche Sandbänke und Riffe liegen dicht unter der Wasseroberfläche. Für die letzten 50 Kilometer bekommt die Crew Verstärkung. Der Lotse Mister Chit, ein Laote in XXL, kennt die Gegend wie seine Westentasche, er ist hier aufgewachsen. Kein Echolot, keine Flusskarte, nur mit seinem Gedächtnis führt er unseren Flusskreuzer durch die gefährlichen Passagen. Markante Bäume, Gebäude und Hügel in der Landschaft dienen ihm in gedachter Linie zum Mekong zur Orientierung.
Willkommen am Goldenen Dreieck
Im thailändischen Chiang Saen angekommen, macht sich etwas Schwermut unter den 21 Gästen breit. Die erlebnisreiche Fahrt mit einer klasse Crew durch das ruhige Land der Heiterkeit geht hier zu Ende. In Thailand hingegen ist Feierstimmung. Hier dreht sich die nächsten Tage alles um das Lichterfest Loy Krathong. Die Thais lassen schon Abende vorher einen Khom Fai, den Feuerballon aus Pergamentpapier, in den Himmel steigen, begleitet mit allerlei Wünschen. Wir stehen auf der erhöhten Promenade, unter uns die illuminierte „Mekong Sun“, über uns der klare Nachthimmel. Unser Khom Fai ist nur noch ein kleiner leuchtender Punkt weit oben zwischen den Sternen. Er nimmt unsere Wünsche mit auf seine Reise, dass die vielen Staudammprojekte von China und Laos niemals umgesetzt werden und die Laoten ihre unbeschwerte Lebensweise mit der fröhlichen Natürlichkeit lange beibehalten.

Arbeitselefanten im Dschungel von Laos
Von Hongsa ins Holzfällercamp von Herrn Phengs Onkel ist es nur ein Katzensprung – sagte er jedenfalls. Mit Vierradantrieb schaukelte unser Pick-up über zwei Stunden auf einer Buckelpiste durch eine dampfend, grüne Berglandschaft. Ein Landstrich, wo die Welt in Ordnung scheint, die Luft klar und rein, der Regenwald noch intakt. Jetzt, nach einer weiteren Stunde Höllenfahrt mit einem quietschgelben Speedboot auf dem Mekong, sind unsere Ohren taub und die Knie vibrieren. Die Laoten sagen über diese Höllensprinter: „Wer mit dem Speedboot fährt, hat eine Verabredung mit dem Tod.“ Unser Termin ist weitaus ungefährlicher. Wir besuchen Arbeitselefanten, die für die Holzindustrie schuften müssen.
Lane Xang – Land der eine Millionen Elefanten
Laos nannte sich einst Lane Xang – Land der eine Millionen Elefanten. Zu dieser Zeit sollen über 10.000 graue Riesen im Dschungel gelebt haben. Heute ist die Zahl vom Elephas maximus nach vorsichtigen Schätzungen auf 1.000 Rüsselträger geschrumpft, davon sind knapp die Hälfte Arbeitselefanten.

Undurchdringlicher Dschungel liegt vor uns. In dem dichten Grün kreischt, surrt und pfeift es. Die Schwüle packt uns mit voller Wucht. Wir schlittern auf durchgeweichten Pfaden an einem flachen Fluss entlang. Es dauert nicht lange und wir hören ein lautes Krachen im Bambus. Wieder Stille und nichts zusehen. „Pai! Pai!“ Geh! Geh! Unsere laotischen Sprachkenntnisse reichen aus, um die Worte im Dickicht zu verstehen. Aus dem Blättervorhang schiebt sich ein Elefant, schnauft dabei wie eine Dampflok. Mahut Somphen, der Elefantenführer, sitzt hinter dem Kopf des grauen Riesen und dirigiert ihn mit kurzen Kommandos. Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, drückt der Mahut mit seinen Füßen hinter die wedelnden Elefantenohren. „Geht aus dem Weg!“ Das gilt diesmal uns. Mit weit aufgerissenen Augen und den Rüssel vor Anstrengung gebogen, bewegt sich der Dickhäuter Meter für Meter bis in den Fluss.
Drohende Abeitslosigkeit für Arbeitselefanten
Im Schlepptau ein frisch gefällter Baumstamm, der wahrscheinlich das Doppelte wiegt wie die Elefantendame. Drei weitere Mahuts folgen mit ihren Arbeitstieren und verschwinden ebenfalls mit ihrer Last in Richtung Holzlager.


Herr Pheng erzählt, dass die Tiere maximal bis mittags arbeiten dürfen, weil es später zu heiß wird und sie den Rest des Tages benötigen, um sich von der schweren Arbeit zu erholen. „Vier Elefanten arbeiten zur Zeit für meinen Onkel. Alle kommen aus der Gegend um Hongsa.“ Herr Peng kennt sie alle. Später im Holzfällercamp treffen wir Mahut Somphen und seine Elefantenkuh Mae Khaman wieder. Beide, 29 Jahre alt, sind seit der Kindheit zusammen. Zum Feierabend noch ein Bad im Fluss, dann darf sich die Elefantendame bis zum nächsten Morgen im Dschungel ausruhen. Im Nachbarland Thailand verbot die Regierung 1989 unter drastischen Strafen den unkontrollierten Holzeinschlag. Tausende Mahuts wurden mit ihren Elefanten arbeitslos. Davor hat Mahut Somphen Angst. „Was mache ich dann mit meinem Elefant? Mae Khaman frisst täglich 200 Kilo Gras, dazu Bananen und Zuckerrohr. Ohne Einkommen kann ich mir das Futter nicht mehr leisten.“
Das laotische Forstministerium ist ebenfalls bestrebt den noch verbleibenden Regenwald zu schützen. Allerdings dürfte es hier noch etwas länger dauern, bis die Arbeitstiere in den Ruhestand gehen. Für das kleine Binnenland ist Tropenholz der wichtigste Devisenbringer.



Reise mit der „Mekong Islands“ ins Mekongdelta
Herr Janthi freut sich über seinen Fang. Vier Karpfen, ein Barsch und ein glitschiger Mekongwels zappeln wild im Boot herum. Jeden Tag, kurz vor Sonnenuntergang, zieht der 49-Jährige mit seinem Sohn Joy das feinmaschige Netz aus dem Wasser. „Vor ein paar Jahren haben wir hier noch etwas mehr gefangen“, erzählt der Fischer, „aber wir wollen uns nicht beschweren. Es reicht zum Leben.“ So sind sie, die Laoten. Wenn es reicht, okay. Alles andere macht nur unnötig Stress – Müßiggang versus Mehrwert. Trotz Billigimporten aus China, der Beschallung mit Thai-Pop und Doku-Soaps im Fernsehen konnte die laotische Bevölkerung weitestgehend ihre Identität bewahren. Es heißt nicht umsonst: die Vietnamesen pflanzen den Reis, die Laoten schauen zu wie er wächst und die Kambodschaner ernten ihn. Fischer Janthi baute hier vor 24 Jahren sein Haus und gründete eine Familie. „Zu der Zeit war die neue Asphaltstraße 14 A noch eine schmale Staubpiste“, erinnert sich Herr Janthi, „und an Touristen wie ihr, die mit einem Kreuzfahrtschiff den Mekong bereisen, war überhaupt nicht zu denken.“


Unsere Schiffsreise begann in der Kleinstadt Pakse, dem Verwaltungszentrum der Champasak Provinz. Ein für laotische Verhältnisse quirliger Ort, der in den letzten zwölf Jahren, seit Fertigstellung der Lao-Nippon-Brücke über den Mekong, einen Aufschwung erlebt. Pakse profitiert vom Grenzverkehr mit dem 46 Kilometer entfernten Thailand. Seitdem blüht hier der Handel – nicht nur mit legalen Waren. Am Xe-Don-Fluss, unterhalb der Klosteranlage Wat Luang, lag unser Zuhause für die nächsten vier Tage vor Anker. Ein Ort, der für den Beginn einer Reise auf dem Mekong nicht besser sein kann. Mit Buddhas Segen konnten wir den Anker lichten.
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Landgang zum Wat Phun Noi
Jetzt ist das Boutique-Schiff „Mekong Islands“ mit elf geräumigen Kabinen, einer kleinen Bar und Sonnendeck mit Liegestühlen, zwölf Besatzungsmitgliedern, einem Reiseleiter und zwölf Touristen auf Kurs nach Champasak und weiter zu den 4.000 Inseln, Si Phan Don.
Für die erste Übernachtung hat unser Teakholz-Liner im Dorf Hung Noi ganz in der Nähe von Herrn Janthis Haus angelegt. Am Ufer ein paar eingezäunte Gemüsefelder, hier wachsen Salat, Bohnen, Minze, Kinder seifen im Mekong ihren Mischlingshund ein, daneben ein paar Frauen bei der Abendwäsche, Männer flicken ihre Netze, dazu trinkt man schon mal gern ein Schlückchen Lao Lao, den klaren Selbstgebrannten aus Reis.
Landgang zum Wat Phun Noi. Wir keuchen 280 Steinstufen nach oben. Die Sonne verkriecht sich gerade hinter dem Berg Nang Malong, das macht den Aufstieg etwas erträglicher. „Nicht die heilige Anlage, sondern der Ausblick auf den Mekong ist das eigentliche Highlight“, macht uns Kreuzfahrtdirektor und Landeskenner Benedikt, der nur kurz Mister Ben genannt werden möchte, den Trip schmackhaft. In der Tempelanlage lebt nur noch ein Mönch, der den Dorfbewohnern von Hung Noi den geistigen Beistand gibt. Der Robenträger befindet sich aber gerade auf Dienstreise. Derweil präpariert seine Haushälterin Opfergaben aus Frangipani-Blüten und Bananenblättern für den Altar. Mister Ben hat nicht übertrieben. Die Aussicht ist fantastisch. Der Mekong fließt ruhig und spiegelglatt, nur ein paar kleine Inseln ragen aus der grünschimmernden Wasseroberfläche bis er im Dunst der weiten Ebene verschwindet.


Dschungelkonzert zum Dinner
Langsam bricht die Dämmerung herein. Weißer Rauch von den Kochstellen steigt in den Himmel. Ein Bootsmotor blubbert in weiter Ferne. Jetzt hat das Orchester des Dschungels seinen Auftritt. Das Sirren der Zikaden schwillt rhythmisch an und bricht abrupt wieder ab, der Kawau schreit aus Leibeskräften und ein Chor aus quakenden Fröschen stimmt mit ein.
Dann zerreißt plötzlich ein „Gong, Gong, Gooong“ das abendliche Konzert. Der Koch ruft zum Dinner. Vier Gänge hat er in der Bordküche vorbereitet. Bittergurken-Suppe, Eierkuchen und Broccoli mit geröstetem Knoblauch machen den Anfang, Hühnchen-Curry mit Erdnüssen das Hauptgericht und „Mong Kheng“, süßer Reis und Taro in Kokosmilch, schließen den Magen. Alles leichte Kost. Guten Appetit!
Der Morgen beginnt ähnlich wie der Abend endete. Zartes Rosa am Himmel. Fischer, im schwarzen Scherenschnitt auf leicht kräuselnden Wasser, legen ihre Netze aus. Eine Frau gießt die Pflanzen im Beet mit Mekongwasser. Hähne krähen. Ein Hund bellt. So wird es hier auch morgen sein, übermorgen – jeden Tag.
Baci-Zeremonie für die „Mekong Islands“
Jetzt gleiten wir mit halber Geschwindigkeit den Mekong weiter flussabwärts. Kapitän Si Keo verharrt mit voller Konzentration am Steuerrad und heftet seinen Blick auf die Wasseroberfläche. Der Mekong wird vor Champasak breiter, der Wasserstand niedrig. Es ist Trockenzeit. „Der Fluss ändert sich in dieser Jahreszeit ständig“, erklärt der 52-Jährige. „Sandbänke entstehen und verschwinden, Inseln tauchen aus dem Nichts auf.“ Er spricht aus Erfahrung. Seit fünfzehn Jahren manövriert er zwischen Pakse und Don Khong große und kleine Schiffe durch diese Untiefen. Auf der „Mekong Islands“ ist er von Anfang an dabei. Im September 2009 hatte der Luxusliner seine Jungfernfahrt. Seitdem kreuzt das Schiff fast täglich zwischen Oktober und April durch Süd-Laos. „Keine Sorge“, beruhigt Herr Keo, „das Schiff wurde im Wat Luang vor unserer Abfahrt von den Mönchen mit einer feierlichen Baci-Zeremonie gesegnet.“ Die neuen orangefarbenen Bänder am Steuerrad beweisen es.

Khmer-Tempel Wat Phou in Champasak
Wir legen in Champasak an. Nach dem Dösen auf dem Sonnendeck ist wieder Kultur angesagt. Zwei buntbemalte Songthaews, die für Südostasien typischen Sammeltaxis, stehen schon bereit. Die Fahrt geht durch malerische Dörfer, rechts Reisfelder, links der Mekong, zum Khmer-Tempel Wat Phou am Fuß des 1.416 Meter hohen Phou Kao. Die Eckdaten sind schnell zusammengetragen: Kernbauzeit 9. bis 13. Jahrhundert, Tempelkomplex mit drei Hauptebenen auf 285 Hektar, seit 2001 UNESCO-Weltkulturerbe, irgendwo immer eine Baustelle, Vollmondfest im Februar, 277 Sonnentage, Eintritt 30.000 Kip (ca. 3 Euro), 47.000 Besucher jährlich – laut Herrn Sonexay Siphandone, Gouverneur der Champasak Provinz, steigt die Besucheranzahl pro Jahr im Durchschnitt um 28 Prozent. Wat Phou ist der kleine Bruder von Angkor in Kambodscha. Was einst als hinduistisches Heiligtum errichtet wurde, ist heute ein buddhistischer Wallfahrtsort.

Am Nachmittag nimmt die „Mekong Islands“ wieder Fahrt auf. Die beiden Dieselmotoren brummen monoton, sind kaum wahrnehmbar. Das Leben am Ufer zieht langsam an uns vorbei. Maisfelder leuchten im satten Grün, Fischer reparieren ihre Reusen, planschende Kinder winken und rufen uns „Sabai dii“, das laotische Hallo zu, Wasserbüffel kauen stoisch und glotzen unserem Schiff hinterher.

Letzter Halt mit unserem Flusskreuzer an der größten Insel im Delta Don Khong. Mister Ben und die anderen zehn Gäste besuchen am nächsten Morgen mit einem kleineren Boot die Wasserfälle Somphamit und Khon Phapeng. Für uns geht hier die entspannte Reise mit dem luxuriösen Kabinenschiff zu Ende. Wir bleiben noch auf Don Khong und nehmen ein paar Tage später ein Longtail-Holzboot, das traditionelle Fischerboot der Insulaner, und lassen uns damit auch ins Herz der 4.000 Inseln nach Don Det, Don Khon und zu den größten Wasserfällen Südostasiens schippern. Die Besatzung der „Mekong Islands“ erwartet die neuen Gäste aus Kambodscha, um stromaufwärts in Richtung Heimathafen nach Pakse zurückzufahren. Herr Janthi wird dann wieder in seinem Ruderboot sitzen, langsam das Netz einholen und dabei in aller Seelenruhe der „Mekong Islands“ nachschauen bis der Dunst das Schiff verschlingt.





Bildband Abenteuer Mekong
Der Bildband Abenteuer Mekong mit eindrucksvollen Aufnahmen und spannenden Reportagen nimmt dich mit auf die Reise in eine der aufregendsten Gegenden auf unserem Erdball. Schneebedeckte Berge und schwindelerregende Schluchten in Yunnan, das berühmt-berüchtigte Goldene Dreieck in Thailand, smaragdgrüne Reisfelder und rauschende Wasserfälle in Laos, alte Khmer-Stätten mitten im Dschungel Kambodschas oder das amphibische Delta mit den schwimmenden Märkten in Vietnam sind nur einige Highlights am knapp 5000 Kilometer langen Mekong.

Für diesen Bildband sind wir insgesamt sieben Monate auf dem Mekong von China (Yunnan) bis nach Vietnam gereist.
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