Mekong – Grenzfluss zwischen Thailand und Laos
Der Mekong zwischen Thailand und Laos ist nicht nur Grenzfluss zweier Nationen, sondern Schnittstelle zwischen Zukunft und Vergangenheit, zwischen thailändischer Agilität und laotischer Lethargie.
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INHALT: Der Mekong in Thailand 1. » Mekong als Grenzfluss 2. » Buddhas Ranch im Dschungel 3. » Kochkurs in Chiang Mai 4. » Klinik für Thailands graue Riesen |
Mekong: Thailändische Hektik und laotische Gelassenheit
Am Goldenen Dreieck trifft der Mekong erstmalig auf Thailand, streift das „Land des Lächelns“ für knapp 100 Kilometer und verabschiedet sich hinter Chiang Khong, um vorerst nach Laos zu verschwinden. Weiter südlich, nahe Chiang Khan, kommt er wieder zum Vorschein und wird zum Grenzfluss zu Laos für die nächsten 850 Kilometer. Lange schottete sich das kommunistische Laos auf der gegenüberliegenden Seite ab. Seit 1994, als die erste von vier Thai-Lao-Freundschaftsbrücken in Nong Khai eröffnet wurde, kommt wieder Schwung in die zwischenstaatlichen Beziehungen.



In Khong Chiam nennen die Thais den Mekong „Fluss der zwei Farben“, weil er seine milchkaffeebraunen Wassermassen, die er vom Himalaya mitführt, mit dem klaren, blauschimmernden Strudeln des Mun-Flusses vermischt. Höhenangstgeplagte finden 20 Kilometer weiter nördlich auf dem Pha-Taem-Kliff beste Trainingsmöglichkeit. Im gleichnamigen Nationalpark bietet sich vom Plateau ein schwindelerregenden Ausblick auf den Mekong, besonders das Wolkenspiel zum Sonnenaufgang brennt sich tief ins Gedächtnis. Ein paar Stufen bergab, an den Felswänden des Kliffs, befinden sich über 3.000 Jahre alte prähistorische Felszeichnungen, die Einheimische erst im Jahr 1981 entdeckten.







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Pferdetempel im Goldenen Dreieck
Phra Khru Bah Nuachai Kosito ist kein gewöhnlicher Mönch. Sein Körper ist muskulös und gleicht einer lebenden Leinwand mit unzähligen Tätowierungen auf der Haut. Er diente in der thailändischen Armee, ist Meister im Muay-Thai-Boxen, liebt Pferde, nimmt gestrauchelte Jungen der Bergvölkern in seinem Kloster auf und gibt ihnen eine fundierte Ausbildung. In Thailands berühmt-berüchtigtem Goldenen Dreieck bestimmt der Handel und Anbau von Drogen seit Jahrzehnten den Alltag der dort lebenden Bergbevölkerung. Hier ist das Eldorado der Drogenbarone. Früher wurde auf abgelegenen Feldern Opium angebaut und damit gehandelt. Heute überschwemmen Metamphetamine in Form von bunten Pillen die Dörfer der Minoritäten und den weltweiten Drogenmarkt. Die thailändische Armee konnte dem Schmuggel in den undurchdringlichen Wäldern nichts entgegensetzen und bat Phra Khru Bah mit seiner charismatischen Ausstrahlung mitzuwirken, die Bergbevölkerung von dem Drogengeschäft abzubringen. Seitdem reitet der Abt oft tagelang durch die Berge zu den Minoritäten der Akha, Lisu, Lua, Hmong und Yao, und klärt die Dorfältesten über Drogen und deren Folgen auf.
Buddhas Ranch im Dschungel
Großes Vertrauen verschaffte sich der reitende Mönch bei den ethnischen Minderheiten, weil er nicht nur über Probleme spricht, sondern den Bergvölkern auch hilft, indem er aus ihren Dörfern einige Jungen in seinem Pferdekloster aufnimmt. Die meisten Kids haben bettelarme Eltern, sind sogar Waisen oder selbst drogenabhängig.

Mittlerweile leben schon 16 Novizen von verschiedenen Volksgruppen im Kloster. Das hüglige Terrain, das die sakrale Anlage umgibt, zieht sich über fünf Berge und verwandelte sich seit der Gründung in eine riesige Ranch mit über 100 Pferden und Ponys. Überall wo man hinschaut stehen Bambushütten, Heuschober und Koppeln mit Pferdeställen.
Der Tagesablauf der Novizen ist streng reglementiert. Aufstehen vor dem Hellwerden, Morgenwäsche, Frühsport in Form von Boxübungen und Pferde füttern. Danach drücken sie die Schulbank. Phra Khru Bah legt auf den korrekten Tagesablauf großen Wert. „Die Jungs müssen sich an strikte Pünktlichkeit, Ordnung und Disziplin gewöhnen. Einige Eltern haben sich kaum um ihre Kinder gekümmert. Denen war es egal, ob ihr Sohn am Abend ungewaschen ins Bett geht“, ist sich der Abt sicher. „Die Pflege der eigenen Pferde ist ein ganz spezieller Teil der Erziehung. Hier lernen sie Verantwortung für ein anderes Lebewesen zu übernehmen. Pferde sind dafür sehr gut geeignet“, weiß der Mönch aus eigener Erfahrung. „Sie sind sehr sensibel und wenn die Tiere vernachlässigt werden, lassen sie es ihren Besitzer spüren.“

Mönch Phra Khru Bah Nuachai Kosito hält es nie lange in seinem Kloster. Sein Platz ist der Pferderücken. Bald wird er wieder durch den Dschungel reiten und den Kampf gegen den Drogenschmuggel in den Wäldern weiterführen. Wenn er wieder zum Kloster zurückkehrt, sitzt mit Sicherheit ein kleiner Junge auf seinem Pferd. Ein Kind, das von ihm ein neues Zuhause bekommt. Auf die Frage, wie seine eigenen Pläne für die Zukunft aussehen, wird er philosophisch: „Alles ist ständig im Fluss, nichts steht still und ist für die Ewigkeit.“





Thai-Kochkurs in Chiang Mai
Schon der Besuch auf dem Morgenmarkt in Chiang Mai lässt einem das Wasser im Mund zusammenlaufen. Überall Berge aus frischen Obst, Gemüse, Gewürzen und Kräutern, alles strotzt vor Frische und satten Farben. Tausende Gerüche erreichen gleichzeitig die Nase, exotisch, fremdartig, betäubend. Eingelegter Tofu, zwanzig verschiedene Reissorten, Band-, Glas- und Schlupfnudeln, Süßkartoffeln, hier findet sich alles für das selbstgekochte Menü. Kochlehrerin Gayray erklärt an den Marktständen die Unterschiede zwischen Kaffir-Limetten und Zitronengras, Galgant und Ingwer, Morcheln und Mu-Err-Pilzen, zeigt, wie frische Kokosmilch für die beliebten Currys hergestellt wird, und klärt über die Schärfe der verschiedenfarbigen Chilis auf.

Obwohl Fastfood, Tiefkühlkost und Instantnudeln in Supermärken und einschlägigen Restaurant auf dem Vormarsch sind, legen die Thais noch sehr viel Wert auf Selbstgekochtes für das große Familienschlemmen. Die Zauberwörter dafür heißen Sanuk und Sabai, was soviel bedeutet wie Spaß und Wohlfühlen. Und genau das will Miss Gayray bei ihren Kursen in der Thai-Kochschule „Asia Scenic“ vermitteln. Sie studierte Kunstgeschichte, arbeitete als Fremdenführerin, danach packte sie selbst das Reisefieber und erkundete Thailands Nachbarländer. „Nirgendwo war das Essen so lecker wie bei uns“, schwärmt Gayray. „Ich habe oft die Kochkünste meiner Großmutter vermisst.“ Von ihr lernte Gayray die Zubereitung der vielen Gerichte und gibt jetzt Besuchern aus aller Welt die Geheimnisse der Thai-Küche weiter.
Darf es ein bisschen scharf sein?
In der Kochschule am Ende der schmalen Gasse Ratchadamnoen Soi 5 sind die Esstische schon liebevoll eingedeckt. Geschnippelt, gebrutzelt, geköchelt und verkostet wird im luftig überdachten Garten, gleich an der ruhigen Seitenstraße. Zaungäste sind willkommen. Die Kochstellen glänzen im Edelstahl-Look. Wok, Messer, Schneidebrett und Kochlöffel warten auf ihren Einsatz.

Auf dem Speiseplan steht als Starter ein frischer Papayasalat, weiter mit Tom Yam Gung, der klaren Suppe mit Garnelen, Galgant und Zitronengras. Als Hauptgericht wird es feurig-scharf mit dem Gang Kheow Wan Gai, einem Hühnchen-Curry mit grüner Chilipaste und als Brandlöscher ein Dessert mit Kochbananen in süßer Kokosmilch.
Thai-Curry zum Nachkochen
Lust zum Nachkochen von einem grünen Thai-Curry? Los geht`s! Die grüne Paste ist das Herzstück des Rachenputzers. Sie ist ein Mix aus vier Knoblauchzehen, einer roten Zwiebel, einem Teelöffel Koriandersamen, zwei Stangen Zitronengras, einem daumengroßen Stück Galgant, frisch geriebener Schale einer Kaffir-Limette und drei grünen Chilis (extrascharf). Alles im Mörser verreiben oder alternativ einen Mixer nutzen.
Jetzt geht’s ans Kochen. Zwei Esslöffel Kokosmilch im Wok erhitzen bis einem die Fettaugen anblinzeln. Dann die Paste dazugeben und eine Minute aufkochen lassen. Dabei fleißig rühren! Jetzt 200 g Huhn darin kurz garen, mit 230 ml Kokosmilch ablöschen und erneut aufkochen lassen. Nun wird es Zeit für die geviertelten Miniauberginen und den feingeschnittenen roten Chilistreifen (mild). Mit Fischsauce und Palmzucker den Geschmack abrunden. Garniert wird das Curry mit frischen Thai-Basilikumblättern. Voilà, guten Appetit!




Elefantenklinik in Lampang
Mahut Somchai lockt mit reifen Bananen. Nur noch einen Schritt! Behutsam verlagert Motala ihre drei Tonnen Gewicht auf das linke Vorderbein und stemmt sich nach vorn. Geschafft! Die neue Beinprothese sitzt. Ausgelassen wirft sich die Elefantendame mit dem Rüssel eine Ladung Sand ins Genick. Man sieht der schwergewichtigen Patientin die Lebensfreude an. Jetzt kann Somchai sie endlich entlassen – nein, nicht in den Dschungel, nur zurück ins überdachte Gehege. Motala ist Dauerpatientin im Elefantenkrankenhaus der Stiftung „Friends of the Asian Elephant“. Von der Auswilderung ihrer Schützlinge in ein natürliches Habitat träumt Tierschützerin Soraida Salwala oft. Die ehemalige Juweliermeisterin kehrte dem Familienunternehmen den Rücken, um 1993 das weltweit erste Elefantenkrankenhaus nördlich von Lampang zu gründen.
Als 1989 Thailands Regierung das Abholzen der Primärwälder für kommerzielle Zwecke unter Strafe stellte, wurden Elefantenführer mit ihren Elefanten über Nacht arbeitslos. Was macht man mit einem ausgewachsenen Jumbo, der am Tag bis 200 Kilo Grünzeug verdrückt und kein mehr Geld verdient? Vor diesem Problem standen hunderte Elefantenbesitzer. Viele Dickhäuter kamen in der Tourismusindustrie als Reittiere oder Zirkusclowns unter, andere müssen ihr Futter auf nächtlichen Betteltouren in Großstädten verdienen. Krankheiten sind da nicht zu vermeiden.

Für diesen Bildband sind wir insgesamt sieben Monate auf dem Mekong von China (Yunnan) bis nach Vietnam gereist.
Weitere Bücher von uns: Bildbände
Beinamputation von Motala
Seitdem die von Spenden finanzierte Elefantenklinik ihre Pforten öffnete, behandelten hier die Ärzte über 3.000 Fälle. Auf dem Gelände mit einer Ausdehnung von fünf Fußballfeldern sind Unterstände, Spritzen, Medizinflaschen und Tablettenrationen genauso überdimensional groß, wie die zu behandelnden Patienten.

Die komplizierte Beinamputation von der tonnenschweren Motala war die bisher größte Herausforderung der Tierärzte im Hospital. Motala ist eines der vielen Minenopfern in dem seit Jahren schwelenden Bürgerkrieg zwischen dem Volksstamm der Karen und den regierenden Militärs in Myanmar. Die Junta verseuchte im Grenzgebiet zu Thailand weite Gebiete mit todbringenden Landminen. Nach der lebensbedrohlichen Amputation versorgten Tierärzte und Mahut Somchai neun lange Jahre das Bein, bis die Wunde endlich verheilte.

Ganz anders bei Kandidatin Mosha, das kecke Elefantenmädchen. Auch sie ist Dauerpatientin und beim Spielen im Alter von sieben Monaten ebenfalls auf eine burmesische Landmine getreten.
Neue Prothese für Motala
„Bei ihr verheilte der Fuß verhältnismäßig schnell“, erzählt Tierärztin Cruetong Kayan. „Mosha bedeutet in der Karen-Sprache Stern und sie kam in einer sternenklaren Nacht zu uns ins Hospital“, witzelt Frau Kayan und ist glücklich, dass Mosha ihre erste Prothese schon nach zweieinhalb Jahren tragen konnte. Tierschützern wie Soraida Salwala ist es auch zu verdanken, dass seit 2010 in Bangkok Mahuts mit ihren Elefanten nicht mehr betteln dürfen. Viele ihrer Patienten sind Straßenelefanten, die Nacht für Nacht durch Amüsiermeilen ziehen mussten. „Die Tiere haben erhebliche physische aber auch psychische Leiden“, erzählt Frau Salwala. „Wenn die Menschen mit den Elefanten weiter so umgehen, werden nachfolgende Generationen die Tiere nur noch in Büchern betrachten können“, schlussfolgert sie. „Früher haben unsere Vorfahren mit den Elefanten Kriege geführt, heute müssen wir um ihr Überleben kämpfen.“



