Thailand: Buddhas Kinder im Kloster Das Goldenen Pferd
In Thailands berühmt-berüchtigtem Goldenen Dreieck bringt der buddhistische Mönch Phra Kru Ba Neua Chai Kosito drogenabhängige und verwaiste Jungen in seinem Kloster Das goldene Pferd wieder auf den rechten Weg – mit strikter Gehorsamkeit und der Sensibilität der Pferde.
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Stell dir vor, du machst gerade eine Wanderung durch den Norden Thailands und plötzlich kommt eine Horde wild gewordener Jungen, gekleidet in orangefarbenen Kutten, mit ihren Ponys durch einen Fluss geritten. Dann sind Buddhas Kinder vom Goldenen Dreieck wieder unterwegs zum Spenden sammeln.
So sind wir das erste Mal auf das Kloster Das Goldene Pferd gestoßen und haben dort den charismatischen Abt Phra Kru Ba Neua Chai Kosito getroffen. Er gab uns die Gelegenheit drei Tage in dem Kloster wohnen und ihn und die Novizen beim täglichen Leben begleiten.

Spenden im Kloster Zum Goldenen Pferd
Vorsichtig blinzeln die ersten Sonnenstrahlen über den dichtbewachsenen Bergrücken. Zikaden zirpen ohne Pause, in der Ferne ist ein leises Wiehern zu hören. Abrupt zerreißt die Tempelglocke die himmlische Ruhe. Wie ein Tornado schießt eine rotbraune Staubwolke aus dem Dschungelgrün heran, begleitet von ausgelassenem Geschrei und polternden Hufgetrappel. Kurz vor dem Tempeleingang stoppt die wilde Jagd. Im aufgewirbelten Staub sind orangefarbene Roben und Almosenschalen zu erkennen.
Normalerweise sind thailändische Mönche barfuß unterwegs und nehmen in demütiger Haltung ihre Almosen entgegen. Diese Geistlichen hier aber sind keine normalen Mönche. Die Jünger Buddhas vom Kloster „Zum goldenen Pferd“ kommen zum alltäglichen Spendensammeln hoch zu Ross – und gerne im vollen Galopp.

Übernachtungen am Pferdetempel
Um früh bei der Spendenzeremonie mit dabei sein zu können, ist es ratsam gleich in der Nähe zu übernachten. Direkt im Wat Tham Pha Archa Thong, wie der Pferdetempel in Thai heißt, gibt es keine Unterkünfte für Touristen. Aber im Umkreis von 10 Kilometern sind einige Gästehäusern und Resorts. Das Katiliya Mountain Resort ist nicht die günstigste Bleibe, aber ein Traum von der Lage und der Ausstattung.

Unterkünfte: Golden Horse Monastery
Wenn du hier übernachtest, bist du in jedem Fall pünktlich zur Spendenzeremonie am Morgen.
- Günstig: SukSanti CoLiving*
- Mountain View: Ing Chan Farm*
- Nah an der N1: Ban Din Resort*
- Komfort: Katiliya Mountain Resort *
Phra Kru Ba Neua Chai Kosito, Muay-Thai-Boxer in Thailand
Auch der Abt des einzigartigen Klosters ist ungewöhnlich. Phra Kru Ba Neua Chai Kosito, breitschultrig, durchtrainiert und tätowiert bis zum Hals, strahlt die Gelassenheit eines Mannes aus, der vieles gesehen hat und nichts fürchtet. Mit seinem Kloster verfolgt er ein konkretes Ziel: Er kämpft gegen den Drogenschmuggel und gibt Jungen ohne Zukunft ein neues Zuhause.
Bevor er Mönch wurde, war er ein sehr weltlicher Mann: Er studierte, war Soldat und später professioneller Thai-Boxer – als einer der bekanntesten Boxer in Nordthailand genießt er noch heute hohes Ansehen. Irgendwann waren Ruhm und Ehre für ihn keine Erfüllung mehr. Vor 15 Jahren hat er darum seine Boxhandschuhe an den Nagel gehangen. Versunken in tagelanger Meditation kam er zu dem Entschluss, sein Leben Buddha zu widmen. Er wurde Mönch. Die Gegend, in der er sein Domizil errichtete, war nur über steile, zugewachsene Trampelpfade zu erreichen. Sein erstes Pferd kaufte er auf Kredit und zahlte den Betrag von den Spendengeldern ab. Der Hengst Ko Tcha Si ist auch heute noch, nach 15 Jahren, sein treuer Begleiter bei den wochenlangen Ausritten in den Berge des Goldenen Dreiecks. Dass ein erfolgreicher Thai-Boxer zum Mönch wird, blieb nicht lange geheim. Als gläubige Buddhisten sind die Thais ständig bemüht, ihr Karma aufzubessern; einen Geistlichen zu unterstützen, ist einer der besten Wege dazu.


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Illegale Drogen im Goldenen Dreieck
Diese Grenzregion zwischen Laos, Myanmar und Thailand, das sogenannte Goldene Dreieck, ist eine faszinierende, vielgestaltige Region, mit Landschaften von berückender Schönheit, bewohnt von den unterschiedlichsten Völkern. Die ethnographische Vielfalt des Gebiets ist enorm, es gibt unzählige Bergvölker mit Namen wie Akha, Lisu, Lua, Hmong, Yao oder Karen. Manche sind sehr mitgliederstark, haben eine eigene Sprache und eine große Vergangenheit, andere sind nur kleine Stämme. Gemeinsam ist allen, dass sie in den modernen Staaten als Minderheit gelten und mehr oder weniger vernachlässigt, wenn nicht gar brutal unterdrückt werden – nicht nur in Myanmar. Das macht sie anfällig für sozialen Druck und für die mafiosen Strukturen des Drogenhandels, zumal die Region ohnehin das bekannteste traditionelle Opiumanbaugebiet der Welt ist. In den letzten Jahren hat jedoch Afghanistan einen Großteil der Opiumproduktion übernommen; zudem überschwemmen synthetische Drogen den Markt. Das schafft die absurde Situation, dass in den abgelegenen Bergdörfern ähnliche Drogenprobleme auftreten wie in den Städten.

Die thailändische Armee bat Phra Kru Ba um Hilfe; er soll mit seiner charismatischen Ausstrahlung mitwirken, die Bergbevölkerung vom Drogengeschäft abzubringen. Seitdem reitet der Abt tagelang durch das unwegsame Gebiet und klärt die Dorfältesten über Drogenkriminalität auf. Bei den ethnischen Minderheiten genießt er Vertrauen, weil er nicht nur über Probleme spricht, sondern auch hilft, indem er Jungen aus den Dörfern in seinem Kloster aufnimmt. Die meisten von ihnen haben sehr arme Eltern, sind verwaist oder waren drogensüchtig. Mittlerweile leben 22 Novizen im Pferdekloster, dazu drei weitere Mönche und zwei Nonnen sowie Phra Khru Bahs Schwester Ajan Anchalee, seine Tochter Nopphakao und sein Sohn Decho. Die Anlage erstreckt sich inzwischen über fünf Hügel – eine veritable Ranch mit über 100 Pferden und Ponys. Überall stehen Unterkünfte der Novizen, Heuschober und Koppeln mit Pferdeställen.

„Sein Pferd war riesengroß und glänzte“
Pansaen, ein 12-jähriger Novize vom Bergvolk der Lua, ist überglücklich hier zu sein. Seine Augen leuchten, wenn er von dem Tag erzählt, an dem Phra Kru Ba zum ersten Mal in sein Dorf kam. „Eines Morgens, wir wollten gerade zum Feld, da ritt er an unserer Hütte vorbei“, berichtet Pansaen. „Sein Pferd war so riesengroß und glänzte im Sonnenlicht; bei uns gab es sonst nur ein paar kleine schwarze Hängebauchschweine.“ Pansaens Dorf liegt an der Grenze zu Myanmar, dem ehemaligen Burma, und hat kaum Anschluss zur Außenwelt – keine Straße, keine Schule, nicht einmal einen Laden. Pansaen war neun und lebte mit seiner Mutter in sehr ärmlichen Verhältnissen. Sie besaßen eine einfache Bambushütte und ein kleines Feld, das nicht einmal zur Selbstversorgung reichte. Und dann reitet dieser tätowierte Mönch daher! Beim Dorfoberhaupt erfuhr Phra Khru Bah, dass der drogenabhängige Vater die Familie im Stich gelassen und Pansaen im Dorf keine Zukunft hatte. Phra Khru Bah fragte die Mutter von Pansaen, ob sie beide mit in sein Kloster kommen wollen.
Pansaen bekommt ein eigenes Pferd
Pansaen würde eine schulische Ausbildung bekommen und Thai-Boxen lernen, und sie könnte eine Zeit lang im Kloster in der Küche arbeiten. Was wie ein Märchen klingt, hat sich in ähnlicher Form bei allen Novizen abgespielt, bei Thongsuk, bei Aa-Sue, bei Pumpui und Somchai und wie sie alle heißen. Nachdem Pansaen Novize geworden war, bekam er einen zähnefletschenden, krallenzeigenden Tiger auf die Brust tätowiert. Die Tätowierung soll ihm Ausdauer und Kraft verleihen und ihn beschützen. „Als ich meine Probezeit überstanden hatte, schenkte mir der Abt ein eigenes Pferd. Mit Phet Thewada konnte ich endlich, wie die anderen Novizen, durch die Berge reiten“, erzählt Pansaen voller Stolz und streichelt sein Pony.


Der Tagesablauf der Novizen ist streng reglementiert. Es beginnt mit Aufstehen im Morgengrauen, Körperpflege, Frühsport und Pferde füttern. Phra Kru Ba legt großen Wert auf die Einhaltung der täglichen Routine. „Die Jungen müssen sich an Ordnung und Disziplin gewöhnen“, sagt er. „Einige Eltern haben sich kaum um ihre Kinder gekümmert, denen war es egal, ob ihr Sohn am Abend ungewaschen ins Bett geht.“

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Pferde sind sehr sensibel
Die Pflege der eigenen Pferde ist ein wesentlicher Teil der Erziehung. Hier lernen die Novizen Verantwortung für ein anderes Lebewesen zu übernehmen. „Pferde sind dafür sehr gut geeignet“, weiß Phra Kru Ba. „Die Tiere sind sehr sensibel. Wenn sie vernachlässigt werden, lassen sie es ihren Besitzer spüren.“ Vor dem Almosensammeln reibt Pansaen mit einem feuchten Strohbündel den roten Staub von seinem Pferd Phet Thewada ab und striegelt es noch einmal ausgiebig mit einer abgewetzten Bürste. Wenn noch etwas Zeit bleibt, holt er von seiner Hütte den Kampfhahn Shogun und geht mit den beiden in der Morgensonne spazieren. Nach dem gemeinsamen Frühstück in der Gebetshalle beginnt in der neu gebauten Schule der Unterricht. Phra Kru Bas Tochter Nopphakao und eine Nonne lehren die Novizen Lesen und ein paar Brocken Englisch, vor allem aber die thailändische Sprache. In dem unzugänglichen Bergland hat jede Minderheit ihre eigene Sprache, das macht die Verständigung nicht einfach. Ist Phra Khru Bah in der Nähe, sind die Jungen kaum zu hören. Aber wehe, er ist außer Sichtweite, dann werden die Musterschüler sofort zur Rasselbande. Vergessen ist die Sitzordnung, die Kids liegen auf dem Fußboden, lümmeln auf den Tischen und malen dabei in den Schulheften die vorgedruckten Buchstaben mit dem Bleistift nach. Nachmittags steht die buddhistische Lehre auf dem Plan, aber auch Praktisches wie Fingernägel schneiden und Roben flicken.

Muay-Thai-Boxen als Therapie
Endlich Schulschluss! Pansaen rennt als erster mit einem orangefarbenen
Plastikeimer zum Wasserhahn und lässt ihn fast voll laufen. Hinter der Schule, an einer kleinen Böschung, hat er Phet Thewada an einen Baum gebunden. Sein Pferd trinkt den Eimer fast leer. Etwas später kommt noch ein Pick-up, beladen mit frisch geschnittenen Maisblättern. Die Novizen füttern ihre Pferde mit einem ganzen Sack Grünfutter, bevor sie am späten Nachmittag zum Boxtraining reiten.

Pansaens Augen sind auf Nopphakao und Decho gerichtet, verfolgen jede ihrer Bewegungen. Die 16-jährige Tochter und der 20-jährige Sohn des Abts zeigen den Novizen die Schritte des Muay Thai im Zeitlupentempo. Boxende Figuren aus Beton, gruppiert um eine graue Pagode, bilden die perfekte Kulisse. „Muay Thai verlangt absolute Konzentration auf den Körper; Kraft allein ist nicht entscheidend.“ Phra Kru Ba weiß, wovon er spricht, er hat jahrelang mehrere Stunden am Tag trainiert. „Boxen ist eine Form der Therapie. Es baut Aggression ab, macht den Kopf von bösen Gedanken frei und formt den Charakter.“ Pansaen soll in einer Übung so lange wie möglich das Gleichgewicht halten. Wie ein Flamingo steht er auf einem Bein, das zweite nach vorn angewinkelt und die Fäuste geballt. Phra Kruh Bah sitzt auf einem Stuhl und zählt mit den anderen Novizen lautstark die Sekunden. Bei 80 Sekunden fängt Pansaens Bein an zu schlackern, bei 100 hat er den Test bestanden. Wer es nicht schafft, macht 20 Liegestütze.
Phra Kru Bas Pläne für die Zukunft
Alle drei Monate finden im Kloster Boxwettkämpfe statt. Da können sich die Novizen mit den Jungs aus den umliegenden Dörfern messen. Das Boxtraining soll aber auch einen praktischen Nutzen haben. Für den Abt ist es wichtig, dass die Novizen etwas für die Zukunft mitnehmen können. Wenn einer von ihnen das Kloster verlässt, hat er die Chance, in Thailands Nationalsport als Trainer zu arbeiten.


Bald wird Phra Kru Ba Neua Chai Kosito wieder mit einigen Novizen durch die Berge reiten und den Kampf gegen den Drogenschmuggel in den Wäldern weiter führen. Und wenn er nach Tagen ins Kloster zurück kommt, wird wahrscheinlich ein kleiner Junge mit auf seinem Pferd sitzen; ein Kind, das von ihm ein neues Zuhause bekommt. Doch auf die Frage, wie seine eigenen Pläne für die Zukunft aussehen, wird er philosophisch: „Alles ist im Fluss, nichts ist für die Ewigkeit.“


Reiseführer für Thailand
In Thailand nutzen wir immer den aktuellsten Reiseführer von Stefan Loose. Zwar sind Blogs und digitale Reiseberichte immer nützlich, aber einen gedruckten Reiseführer vom Thailand solltest du auch im Gepäck haben.