Vietnam: City-Tour mit dem Cyclo durch Ho-Chi-Minh-Stadt

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Mit dem Cyclo durch Ho Chi Minh City

Ho Chi Minh City, kurz HCMC, pulsiert. Geschäftiges Treiben, herzliche Menschen und für europäisches Empfinden chaotische Verkehrsverhältnisse zeichnen die bis 1976 Saigon genannte Megacity im Süden Vietnams aus. Es gibt kaum eine bessere Art, die Stadt am Saigon-Fluss zu erleben, als bei einer Tour mit dem Cyclo.

Das Rathaus Ho-Chi-Minh-Stadt wurde in der französischen Kolonialzeit von 1901-1908 erbaut und ist seit 1975 Sitz des Volkskomitees.
Abendstimmung mit Rathaus aus der Kolonialzeit in Ho-Chi-Minh-Stadt

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Sechs US-Dollar pro Stunde fürs Cyclo

Dass Thanh jetzt Cyclofahrer ist, war purer Zufall. Vor zehn Jahren vertrat er seinen Freund Thien kurz bei seinem Job und brachte einen französischen Touristen mit dem Fahrradtaxi vom Postamt zum Rathaus (» Google Maps). Für fünf Minuten strampeln bekam Thanh zwei US-Dollar. Viel Geld für einen so leichten Job, dachte sich Thanh! Dafür musste er sonst den ganzen Tag durch die Stadt laufen und mit seinem Bauchladen Zigaretten, Kaugummis und Postkarten verkaufen. Er beschloss, den Bauchladen an den Nagel zu hängen, sich auch ein Cyclo zu mieten und Touristen durch das ehemalige Saigon zu kutschieren. Es ist auch kein Zufall, dass ich Thanh hier treffe. Er wartet immer in der Nähe vom Rex Hotel auf Kundschaft. Mit einem einstudierten Redeschwall versucht er, mir seine City-Tour zu verkaufen. „Es dauert ja nicht lange und kostet kein Vermögen“, verspricht er mit charmantem Lächeln. „Sechs US-Dollar pro Stunde inklusive aller Tourinformationen.“ Warum eigentlich nicht? Diese langsame Art einer Stadtbesichtigung hört sich gut an.

Mit dem Cyclo auf Sightseeingtour durch die geschäftige Metropole Ho-Chi-Minh-Stadt in Süd-Vietnam.
Cyclo-Tour mit Thanh durch Ho-Chi-Minh-Stadt

Hohes Verkehrsaufkommen in Chinatown Cholon in Ho-Chi-Minh-Stadt. Vietnamesische Mopedfahrer schauen voraus und weichen dem Fußgänger aus.
Rushhour in der Chinatown Cholon in Ho-Chi-Minh-Stadt

Ampeln als überflüssiges Straßenaccessoire

Ich tauche mit Than ins Großstadtgewühl ein. Geschickt manövriert er sein Cyclo durch den chaotischen Verkehr. Ampeln zählen als überflüssige Straßenaccessoires. Ich sitze auf Kühlergrillhöhe der Autos und manchmal ziehe ich instinktiv die Beine ein. Mit uns scheinen wenigstens 20 000 Motorbikes auf der Straße zu sein. Auf der Dai Lo Tran Hung Dao, der vierspurigen Rennpiste für alles, was mindestens zwei Räder hat, geht es zuerst nach Cholon. In den verwinkelten Gassen des chinesischen Viertels, früher die Opiumhöhle Asiens, ist die Luft heute vom Duft traditioneller Medizin, glimmender Räucherstäbchen und brutzelnder Garküchen geschwängert. Vormittags herrscht Hochbetrieb in der Thien-Hau-Pagode, dem sakralen Zentrum der Chinesen. Die Spendenfreudigkeit der Pilger kennt hier kaum Grenzen. Von der kontemplativen Verehrung zeugen unzählige Räucherspiralen, die wochenlang an der mit schwarzem Ruß überzogenen Tempeldecke glimmen. Gebackene Spanferkel liegen auf den Opfertischen, Mondküchlein mit Glücksformeln und Lotusblüten türmen sich vor der Göttin der Seefahrer.

Tagelang glimmen die Räucherstäbchen in der Thien-Hau-Pagode in Chinatown Cholon in Ho-Chi-Minh-Stadt, Vietnam.
Ho-Chi-Minh-Stadt, Räucherstäbchen in der Thien-Hau-Pagode in Chinatown Cholon

Bunte Keramikfiguren schmücken die Wandfriese in der Thien-Hau-Pagode in Chinatown Cholon in Ho-Chi-Minh-Stadt.
Keramikfiguren an Wandfriesen in der Thien-Hau-Pagode in Chinatown in Ho Chi Minh City

In der Thien-Hau-Pagode in Chinatown Cholon in Ho-Chi-Minh-Stadt hängen Räucherspiralen an der Decke und glimmen mehrere Tage.
Ho-Chi-Minh-Stadt, In der Thien-Hau-Pagode in Cholon glimmen Räucherspiralen oft tagelang.

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Gustave Eiffel und Graham Greene

Wieder zurück in der pulsierenden Innenstadt von Ho Chi Minh City. Die Zwillingstürme der Kathedrale Notre Dame bestimmten ewig die Skyline und waren Wahrzeichen der Stadt. Heute wirken sie im Schatten der gläsernen Shoppingcenter wie Miniaturausgaben. Die spärlich beleuchtete Gebetshalle der Kathedrale haucht mir die angenehme Kühle eines Gotteshauses entgegen. Thanh wartet mit dem Cyclo im Schatten der riesigen Kapokbäume und schickt mich gleich weiter ins vis-à-vis gelegene Hauptpostamt.

Hauptpostamt in Ho-Chi-Minh-Stadt in Vietnam. Das Postamt wurde zwischen 1886 und 1891 errichtet. Die riesige Schalterhalle ist ein Besuchermagnet.
Hauptpostamt im französischen Kolonialstil in Ho-Chi-Minh-Stadt

In dieser architektonischen Perle begrüßt Ho Chi Minh den Besucher mit einem sanften Lächeln. Sein Konterfei hängt in der gewölbten Schalterhalle über den Köpfen der Angestellten. Die zeitlose Eleganz der Kuppel, von Gustave Eiffel aus Stahl und Glas entworfen, ist ebenso transparent wie sein Turm in Paris. Thanh kennt die schönsten City-Views und schickt mich in der Le Duan Street ins Ye Ga Restaurant im Shoppingcenter Diamond Plaza. Unter mir, 14 Etagen tiefer, surrt der Verkehr wie ein Bienenschwarm um die Notre-Dame-Kathedrale. In Augenhöhe stehen Glaspaläste, um die sich noch die Baukräne drehen. Das 2010 fertiggestellte Wahrzeichen von HCMC, der Bitexco Financial Tower (» Google Maps), mit 68 Stockwerken und 261 Meter Höhe ragt wie ein Kristall in den Himmel.

Mit 261 Meter Höhe ist der Bitexco Financial Tower in Ho-Chi-Minh-Stadt das vierthöchste Gebäude in Vietnam.
Der 261 Meter hohe Bitexco Financial Tower in HCMC

Der Wiedervereinigungspalast in Ho-Chi-Minh-Stadt, ehemals Saigon, ist ein herausragendes Beispiel für die Architektur der 1960er Jahre.
Wiedervereinigungspalast in Ho-Chi-Minh-Stadt, ehemals Saigon

Shopping in Ho Chi Minh City

Weiter geht es zum protzigen Wiedervereinigungspalast (» Google Maps). Ein Betonbau in einer gepflegten Gartenanlage, der genauso gut in Berlin-Mitte auf dem Alexanderplatz stehen könnte – gesichtslos, rechteckig und unnahbar. Im Jahr 1966 als Unabhängigkeitspalast eingeweiht, wurde er neun Jahre später nach dem Fall Südvietnams von der kommunistischen Regierung in Wiedervereinigungspalast umbenannt. Thanh tritt kräftig in die Pedale.
Vorbei am legendären Hotel Continental, bekannt durch die Verfilmung von Graham Greenes Roman „Der stille Amerikaner“, weiter zum renovierten Stadttheater und dann zum Hôtel de Ville, dem ehemaligen Rathaus.

Die Frauen tragen das neue gestylte Nationalkleid Ao Dai in Vietnams Metropole Ho-Chi-Minh-Stadt.
Frauen präsentieren sich im Nationalkleid Ao Dai im Zentrum von Ho Chi Minh City

Seiden-Boutique in der Shoppingmeile Duong Dong Khoi in Ho Chi Minh City.
Seiden-Boutique in der Dong Khoi Street in Ho-Chi-Minh-Stadt

Das einstige Saigon ist die westlichste Stadt in Vietnam. Plateauschuhe, nabelfreie T-Shirts, der elegante Ao Dai und frisch gegelte Haare haben den Reishut und die Einheitstracht abgelöst. Das moderne Leben spielt hinter den Fassaden der beliebten Shoppingmeile Duong Dong Khoi. Designerläden, Schmucktempel, Gourmetrestaurants, Edelboutiquen und Elektronik vom Feinsten. In Ho-Chi-Minh-Stadt wird das meiste Geld verdient und auch wieder ausgegeben.
Am Abend sitze ich auf der Dachterrasse vom Hotel Rex und genieße in dieser Oase bei einem BIA Saigon Export die Ruhe. In Ho Chi Minh City läuft irgendwie immer alles auf Hochtouren, ob tagsüber, am Abend oder in der Nacht. Was für eine Stadt!
Thanh wird morgen früh wieder mit seinem Cyclo in der Nähe vom Hoteleingang stehen und den vorbeikommenden Touristen erzählen, wie günstig seine Stadtrundfahrt ist – inklusive aller Tourinformationen, versteht sich!

Vietnam, Ho-Chi-Minh-Stadt. Das Museum der Kriegsüberreste ist bei ausländischen Touristen sehr beliebt.
Museum der Kriegsüberreste in Ho-Chi-Minh-Stadt

Abends treffen sich viele Einheimische am Lam-Son-Platz in Ho-Chi-Minh-Stadt. Im Hintergrund steht das illuminierte Opernhaus.
Ho-Chi-Minh-Stadt, Treffpunkt am Abend: Stadttheater am Lam-Son-Platz

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